Eben noch Eden

Es fällt schwer, über etwas zu sprechen, was nicht mit dem Krieg zu tun hat. Oder mit der zunehmenden Popularität der AfD. Ich versuche es trotzdem, vielleicht, um meinem zukünftigen Ich zu beweisen, dass bei weitem nicht alles schlimm war in diesen Jahren. Ich bin gesund, die Beziehung stimmt, die Jungs gehen ihren Weg.

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Der Jüngste hat gestern die letzte Abi-Prüfung bestanden. Der Mittlere steht seinen (Sports-)Mann an der Sporthochschule in Köln und hat uns gerade am Wochenende besucht. Die Kinder machen Spaß. Auch wenn sie sich (meistens) nur melden, wenn sie Hilfe brauchen. Aber ist nicht gerade das das Tolle? Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder: Papa ich habe günstig ein Kanu bei eBay geschossen. Kannst du mir helfen? Aber nur so kommen solche tollen Fotos zustande.

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Auch darüber hinaus gibt es jede Menge Highlights. Letzte Woche haben wir eine alte Kollegin verabschiedet und am Ende zwei Stunden lang Karaoke gesungen. Mit ganz billigem Equipment, die Musik war kaum zu hören, aber egal. Glückshormone eimerweise. Bin natürlich in der glücklichen Situation, auch solche tollen Abende, die eigentlich aus dem Job resultieren, mit meiner Frau zu teilen und somit zum gemeinsamen Privatvergnügen zu machen. Das ist ein Vorteil, wenn man sich bei der Arbeit kennen gelernt hat.

Fußballtechnisch steht die neue Saison vor der Tür. Mache im Moment Doppelschichten. Neben unserem „Senioren-Training“ (klingt ja schrecklich) mittwochs trainiere ich montags zusätzlich noch bei den „Alten Herren“ mit. Die sind jünger, auch wenn es nicht so klingt. Die letzten beiden Male waren zwei Neue da, die sich vorgestellt und dabei auch ihr Alter genannt haben: 29! Zum ersten Mal habe ich beim Training zu einem Mitspieler gesagt: Ich könnte dein Vater sein. Habe mich aber wacker geschlagen, der Körper ächzt, aber er dankt es mir. Die letzten Wochen waren doch sehr viel Arbeit und Unterwegs-Sein, da bleibt der Sport auf der Strecke. Auf der Bahnstrecke, um genau zu sein.

Und so langsam steigt natürlich die Vorfreude auf das Buch. Es gibt jetzt einen Titel: Eben noch Eden, war eine Idee vom Kollegen Michael Weins, finde ich super. Demnächst kommt ein erster Cover Entwurf.

Die Literatur funktioniert als Ausgleich zum Job gerade wieder ganz gut. Am Wochenende waren wir mit Minimal Trash Art auf einem Indie-Verlagstreffen am Wannsee. Unsere Autorin Sigrid Behrens hat dort gelesen, Jan-Uwe und ich haben uns um den Stand gekümmert. Meine Lust war tatsächlich anfangs gar nicht so groß, weil ich merke, dass ich durch die vielen Aktivitäten und Reisen der letzten Wochen auch etwas müde bin. Aber dann war es natürlich toll, dort zu sein, mit einem meiner besten, alten Freunde, ja, der zugleich mein Verleger ist. Habe Anke Stelling getroffen, die sich sogar an unsere Podcast-Session erinnern konnte, Frank Schliedermann, der ein schönes Exposé zu meinem neuen Buch geschrieben hat, und eine geheimnisvolle, ältere Dame, die uns auf unseren schönen Gedichtband von Dagrun Hintze ansprach.

lcb

Wir kamen ins Gespräch (siehe Foto), und es stellte sich heraus, es handelte sich bei der Dame um Marielouise Jurreit, eine renommierte Schriftstellerin und Journalistin. Und ihre Begleiterin war nicht weniger interessant. Mit solchen Menschen ins Gespräch zu kommen, ist ein Geschenk. Aber man muss dafür auch etwas tun. Den Hintern hochkriegen, die Augen aufmachen. Und den Mund. Oder, wie Gunter Gabriel es gesagt hätte: Sowas erlebt man nicht, wenn man zu Hause auf dem Sofa bleibt. Beinahe paradiesisch. Eben noch Eden, eben.

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