Aufgewärmt

Ihr Lieben,
Kurz vor Weihnachten und – noch schlimmer – vor dem Jahreswechsel und – noch viel schlimmer – das alles im Lockdown … da kann das Gedankenkarussell schon mal Fahrt aufnehmen. Oder komplett einrasten. Oder komplett aus. Wer sich jetzt nicht in guter Verfassung wähnt, sollte lieber keine Alben in die Hand nehmen und Fotos gucken, auf denen die Kinder noch sooo klein waren oder – noch schlimmer – man selbst. Die Zeit ist wie ein guter Freund, der sich immer Geld pumpt, aber nie zurückzahlt. Will sagen, man buttert nur rein.

Ich finde im Moment diese Verschiebung von Altersgrenzen spannend, den Wechsel der Generationen. Also, wenn ich plötzlich feststelle, dass mein Vater, als er unser Elternhaus (quasi im Alleingang) umgebaut hat, bloß etwas mehr als 10 Jahre älter war, als unsere ältesten Söhne jetzt sind …

Der eine hat sich zu Weihnachten übrigens Campinggeschirr und einen Spirituskocher gewünscht. Das finde ich natürlich großartig. Also, ja, vielleicht geht er illegal auf Wildschweinjagd, glaube ich aber nicht. Jedenfalls hat er mir einen Link geschickt. Große Kinder schreiben – geschweige denn malen – ja keine Wunschzettel mehr, sondern verschicken Links. Da ich aber auch gerne auf dieses Umtausch-Procedere verzichte, finde ich das ok. Jedenfalls fiel mir beim Anblick dieses Kochgeschirr-Sets ein, dass meine Ausrüstung noch im Keller steht. Seit zehn Jahren unbenutzt, ungefähr. Ich liebe es ja, Dinge, die mir im Laufe des Lebens wichtig geworden sind, an meine Nachkommen weiterzugeben, z.B. Klamotten oder Bücher, zum Glück sind sie da auch offen. Jedenfalls hab ich den Karton vor ein paar Tagen aus dem Keller geholt, alles mal vernünftig gereinigt und ausprobiert und …

Kocher

… funktioniert tadellos. Und mein Sohn findet den Old-School-Benzinkocher, der einen Lärm macht, als würde in der Ferne ein Düsenjet starten, auch gut. Er weiß aber natürlich auch, dass jetzt ein paar Euro übrig sind, z.B. für eine Hängematte mit Moskitonetz.

Was mich an der ganzen Sache am meisten berührt, ist die Tatsache, dass ich damals ziemlich genau so alt war wie er, als ich mir Geschirr und Kocher gekauft habe. Für eine Helgolandreise mit meinem Kumpel Bene. Das war eine schöne Zeit, und ich drücke uns allen, aber vor allem eben auch den jungen Menschen die Daumen, dass sie bald wieder raus in die Welt und diese für sich entdecken können.

Und eine Randnotiz noch: In meinem Debütroman „Jugendstil“, den man übrigens mit Glück immer noch gebraucht im Netz findet, gibt es eine Passage, die genau diesen Kocher, den ich jetzt an meinen Sohn weitergebe, zum Vorbild hatte. Auf der dem Buch beiliegenden CD habe ich diese Stelle damals auch vertont. Bisschen pathetisch, aber ich war noch jung:

Kommt zur Ruhe – und freut Euch auf den nächsten Tag am Meer!

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