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Aua! Hab gestern Abend beim Training von meinem Kapitän im Zweikampf einen schönen Pferdekuss kassiert. War sicher keine Absicht, aber schon ein bisschen lustig, weil ausgerechnet er und ich in den letzten Spielen ein paar Mal aneinandergerasselt sind.

Er ist jemand, der auf dem Platz die Kollegen coacht, aber leider auch schnell kritisiert, wenn man mal etwas Riskantes versucht. Und da ich jemand bin, der gerne etwas versucht (und mit solchen Aktionen häufig auch schon zählbaren Erfolg erzielt hat), werde ich von ihm häufig kritisiert, was mich mitunter auf die Palme bringt.

Ich hab ihn nach dem letzten Spiel mal zur Seite genommen und versucht, ihm meine Spielweise zu erklären, hatte aber das Gefühl, er versteht meinen Punkt gar nicht.

Nun lese ich gerade mit Hochgenuss das aktuelle 11 Freunde Sonderheft über „Die Zehn“ – Magier und Denker des Spiels und bin dabei über eine Antwort der rumänischen Legende Gheorghe Hagi gestolpert:

Quelle: 11 Freunde Sonderheft, Die Zehn, S. 25, Lesetipp!
Quelle: 11 Freunde Sonderheft, Die Zehn, S. 25, Lesetipp!

Und plötzlich war mir alles klar. Das Problem ist: Ich bin bei uns im Team zwar formal ein Sechser und mag die Rolle auch, aber mental – und was den eigenen Anspruch angeht – ein Zehner. Also, nicht falsch verstehen, das Zitat ist natürlich sehr hochgegriffen. Ich bin nicht Hagi, und mein Spiel ist nicht spielentscheidend, aber was das Spielgefühl betrifft, hat es Hagi genau so formuliert, wie ich es meinem Käpt´n (den ich übrigens menschlich sehr schätze, er hat mir das Buch The Film Club geliehen, s. www.anders-blog.de/?p=6003) deutlich machen wollte: Dass ich weiß, was ich tue, und nicht möchte, dass mir jemand in mein Spiel reinredet. Was nicht heißt, dass ich nicht kritikfähig bin, oder mich nicht selbst am meisten über einen missglückten Pass ärgere. Aber wenn man auf dem letzten Ende versucht, meine Spielweise zu ändern, bleibt die Spielfreude auf der Strecke.

Klar, das Problem ist, wenn man sich als „Zehner“ versteht, muss man das natürlich auch beweisen. In jedem Spiel aufs Neue. Und wenn man nicht fit ist und seinen eigenen Ansprüchen hinterherhinkt, kann man diese Ansprüche auch schlecht stellen. Aber ab und an blitzt es eben auf, ja, vielleicht nicht oft genug. Oder nicht verlässlich genug. Aber gestern Abend im Trainingsspiel war es wieder so weit. Zwei lange Pässe, die nicht ankamen, aber kurz darauf ein für alle überraschender Torschuss fast von der Eckfahne – Tor!

Verrückt.
Verrückt auch, dass mich das so beschäftigt.

 

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