Bordsteinschwalbe

Heute den ersten Tag wieder im Büro gewesen – um festzustellen, dass ich eigentlich noch einen Tag Urlaub gehabt hätte. Aaaaahhhh …

Weiß gar nicht, wie das passieren konnte, hab mich eigentlich ganz gut erholt. Zwar kein Internet gehabt, aber viel Schnee und viel Zeit mit der Familie. Endlich mal wieder gekniffelt und Master Mind gespielt, Fußball geguckt und auf den Skihütten zünftig gegessen. 3 Kilo zugenommen.

Bin tatsächlich auch mal wieder Lesen gekommen: Adrian Mole, nun als 39-Jähriger, geschüttelt und gerührt von einer zünftigen Midlife Crisis. Geil, dass der tatsächlich mein Leben begleitet. Und parallel zu mir alt wird. Eine Romanfigur! Jetzt erkrankt er an Prostata-Krebs. Musste beim Lesen natürlich an meine Vorsorgeuntersuchung kurz vor dem Urlaub denken. Und immer wieder daran, wie glücklich ich mich schätzen kann. Trotz AfD und verzweifelter Flüchtlinge.

Gerade geht das neue Buch von Stuckrad-Barre rund. Meine Freundin hat es in unser Haus geschleppt, wie einen Virus, ehrlich, sie verschlingt es, und ich hab mich auch sofort festgelesen, als sie es mal für einen Moment aus der Hand gelegt hatte. Das kann der Benjamin: Schattenseiten beschreiben. Kindheit. Süchte. Geldnot. Erinnerte mich in diesem Zusammenhang wieder an eine Guerilla-Auktion in Hamburg vor acht oder neun Jahren, wo er lauter persönliche Dinge an Leute aus dem Publikum verkauft hat. Selbstgebrannte CDs und Bücher usw. für `n Appel und `n Ei, das fand ich damals schon krass. Hat er nicht auch später sein Zimmer an ein Museum verkauft? Oder vermacht? Und nicht sogar an das Literaturmuseum in Marbach?

Es nervt vielleicht, wenn ich immer mit meinen bedeutenden „Pseudo“-Erlebnissen komme, aber es gab diese Situation im Sommer 2004, als mich Rowohlt Berlin anrief, um zu sagen, dass sie meinen Roman Jugendstil toll fänden, und was ich als Nächstes schreiben würde, und ich war gerade im Schnitt mit meinem Kumpel Sven und später am Abend ging ich an der Juli-Bar in Hamburg vorbei und rannte fast Stuckrad-Barre über den Haufen, der offenbar gerade in Hamburg war und da draußen vor der Bar stand und irgendwem irgendwas erzählte. Damals hab ich gedacht, ich hätte den ganzen Literaturbetrieb über den Haufen gerannt …

Komischerweise denke ich auch immer an Niels Ruf, wenn ich an Stuckrad-Barre denke, die hatten beide damals ziemlich zeitgleich ihren Durchbruch. Und sehen sich auch ein bisschen ähnlich. Als wären beide dieselbe Person. Jetzt sorgen beide wieder für Schlagzeilen. Ruf allerdings weniger cool. Tanzt im Fernsehen, fetzt sich mit Atze Schröder. Vermutlich geht es am Ende weniger um den Job oder irgendeine Form von Output, sondern einfach um Aufmerksamkeit. Darin sind sich beide, also SB und er, glaube ich, wiederum nicht unähnlich, und, ja, vielleicht blogge ich auch aus diesem Grund, aber nicht um jeden Preis und immer nur mit mir, und ohne nach rechts und links zu gucken, bis der Rausch verflogen ist.

Ich kann nur empfehlen, öfter mal mit seinen Liebsten zu kniffeln oder, noch besser, Master Mind zu spielen (das erdet und schult zugleich den Geist) oder Fußball zu spielen.

Haben übrigens auf dem Rückweg von Österreich noch einen kurzen Abstecher in die FC Bayern Erlebniswelt gemacht. Das war wie Marbach, nur anders.

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