Do-Zen-T

Mein Verleger von minimaltrashart hat heute einen Zeitplan geschickt, den wir einhalten müssen, damit mein Buch wirklich im August erscheint. Das wäre dann 10 Jahre nach meinem Debüt. In Worten: ZEHN!

Jetzt bin ich erstmal auf dem Weg nach Eberswalde. Werde da an der FH ein Seminar zum Thema Mediengestaltung abhalten. Hab ich schon ein paar Mal gemacht, ist immer ganz nett, vor allem für die theoriegeplagten Studenten. Wir recherchieren, drehen und schneiden einen PR-Film, und ich plaudere ein bisschen aus dem Nähkästchen. Ganz praktisch. Am Ende sehe ich dann auch immer klarer, wie alles funktioniert: Erst, wenn man jemandem etwas verständlich erklären kann, hat man es auch selbst verstanden. Das ist wie damals in unserem Mathe-LK-Lernkreis (Ja, ich bin in gewisser Hinsicht ein Nerd!). Hab trotzdem jedes Jahr das Gefühl, ich hätte mich besser auf das Seminar vorbereiten können.

Ein bisschen Geld gibt´s auch. Das ist auch ganz gut, meine Freundin hat Anwaltskosten vorgestreckt. Und die Angelegenheit ist noch nicht mal am Ende … manchmal frage ich mich, wie ich so ruhig bleiben kann.

Hab im Zug mit Interesse einen Artikel vom Wochenende aus der Süddeutschen gelesen über den Suhrkamp-Streit bzw. diesen Anteilsinhaber Hans Barlach, der statt auf die honorigen Autoren auf die nackten Zahlen schaut. Ich meine, mein Suhrkamp-Regal kann sich sehen lassen, da reiht sich ein Luhmann an den nächsten, aber dieser Barlach ist irgendwie … keine Ahnung, mir hat leider auch das Foto von ihm gefallen, da sieht er ein bisschen aus wie der junge Horst Buchholz mit einer Prise Kai Dieckmann. Obwohl ich sonst, weiß Gott, überhaupt nicht auf solche gegelten Controlling-Typen stehe. Im Gegenteil.

So, 22 Uhr, endlich im Hotel. Musste meinen Schlüssel aus einem Safe an der Straße holen, weil die Rezeption nicht besetzt war. Aber ich mag dieses Hotel. Bin schon zum 3. oder 4. Mal hier. Manchmal hat es was Beruhigendes, sich in einem frischen Hotelzimmer auszubreiten. Koffer ausbreiten, Kulturtasche auspacken, mache das immer mit viel Hingabe. In Würde vereinsamen, Schein-Tod eines Handlungsreisenden.

Eberswalde ist ja ein bisschen in Verruf geraten, wegen eines rechtsextremen Überfalls auf einen Angolaner 1990, der Mann erlag seinen Verletzungen. Aber das ist nicht das Einzige – in meiner ersten Dokumentation über das Böse erzählten wir auch die Geschichte von Erwin Hagedorn, einem Kindermörder, der 1972 in der damaligen DDR zum Tode verurteilt wurde. Das wurde vom Staat lange geheim gehalten, weil es im Arbeiter- und Bauernstaat natürlich keine Sexualstraftäter geben durfte …

Das ist der Bahnhof. Wenn ich mich recht erinnere, hat Hagedorn hier im Mitropa-Restaurant gearbeitet und mit Vorliebe lebende Fische aufgeschlitzt. Krasser Typ!

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