Hauptsache: Nebenrolle!

Puh, bin zwar platt, habe aber den Jetlag, glaube ich, überlistet!

Der einzige Vorteil auf den langen Flügen ist ja, dass man ein paar Filme gucken kann, die man im Kino verpasst hat. Wobei ich es auch einfach nicht mehr oft ins Kino schaffe, weil ich, wenn ich nicht arbeite, trommele, Fußball oder Podcaster spiele, gerne auch mal zuhause bin. Egal, habe jedenfalls u.a. Rocketman geguckt, diesen Elton John-Film, weil mich Musik fasziniert. Deswegen muss ich unbedingt auch noch den Lindenberg-Film gucken.

Um es kurz zu machen: der Film Rocketman ist gut. Nicht so gut wie Bohemian Rhapsody, aber gut. Schön gedreht, schöne Musik, gute Schauspieler, und selbst die Musical-Elemente gehen einem nicht auf die Eier. Ein bisschen deprimierend fand ich die Schilderung des Vater-Sohn-Verhältnisses, das ging mir nahe, man kann sich gar nicht vorstellen, dass es Väter gibt, die so sind. Aber vermutlich geht es sogar noch schlimmer …

Eine Szene hat mir besonders viel Freude bereitet, und die möchte ich gerne hier und heute mit Euch teilen. Sie ist deswegen so großartig, weil der Song gut ist, der Entstehungszusammenhang kurios, die Dramaturgie des Entstehungsprozesses leicht, aber spannend und die Schauspielerleistung grandios – vor allem von Jamie Bell, der Eltons Texter-Freund Bernie Taupin spielt.

Meines Erachtens spielt Bell seine Nebenrolle in dieser Szene noch eindrücklicher als Taron Egerton den Part des genialen Komponisten, der diesen Welthit Your Song mal eben nach dem Frühstück scheinbar mühelos aus dem Ärmel schüttelt. Das ist in der Tat toll inszeniert, weil Egerton/John eben sehr wohl hier und da kurz nach den richtigen Harmonien sucht, aber dennoch zugleich deutlich wird, wie unfassbar inspiriert er in diesem Moment gewesen sein muss. Und sein Texter-Freund hört das auch, oben im Badezimmer. Er will sich eigentlich rasieren, hört aber die ersten Takte von unten und weiß sofort, dass gerade etwas Magisches passiert (ca. bei Min. 0.20). Und dieses wunderbare Mischung aus Überraschung, Ungläubigkeit, Freude und einer ahnungsvollen Gewissheit, dass das, was er da gerade hört, ihr Leben verändern wird, drückt Jamie Bells Mimik so wahnsinnig gut aus, dass man selbst ganz verzaubert ist (z.B. bei Min. 0.53). Das Ganze gipfelt in dem einen Moment bei ca. Min. 1:20 ff. Egerton/John singt die Zeile: „This one is for you.“ Er widmet diesen Song in dem Moment des Entstehens seinem Texter-Freund, den er auf eine (bloß) platonische Weise zu lieben gezwungen ist, und haut diesen damit völlig aus den Latschen, was Bells/Taupins Reaktion sofort bestätigt. Der ganze Respekt, die ganze Liebe und Zuneigung zwischen den beiden nimmt plötzlich Formen an. Eine kleine Szene, aber ganz großes Kino! Wenn das auch nur annähernd damals wirklich so passiert ist, können sich die beiden Künstler sehr glücklich schätzen, so etwas gemeinsam erlebt zu haben.

 

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