M Party

Manchmal reicht ein Gang in den Supermarkt, um die Menschen ein bisschen besser zu verstehen. Damit meine ich nicht die Wartezeiten an der Kasse oder vor der Fleischtheke oder die kleinen, inspirierenden Begegnungen am Leergut-Automaten, nein, manchmal erschließt sich das Wissen über seine Mitmenschen eher über Szenarien, in denen sie gar nicht auftauchen. Oder anders formuliert: Manchmal reicht der Blick in ein halbleeres Regal.

Offenbar gab es im Supermarkt kürzlich eine Frühstück-Kollektion im Dschungelbuch-Design. Restlos ausverkauft, nur Shir Khan erweist sich als Ladenhüter. Das ist doch interessant. Die Deutschen haben Angst vor einer Islamisierung und dass die Flüchtlinge ihnen alles wegnehmen, „brave Bürger“ werden plötzlich zu Tätern, gerieren sich jedoch als Opfer, aber dass der Tiger, der dem kleinen Mogli nach dem Leben trachtet, ein verachtenswerter Bösewicht ist, darin sind sich scheinbar alle einig. Mit dem möchte niemand am Frühstückstisch sitzen.

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Dabei möchte ich an dieser Stelle einmal daran erinnern, warum Shir Khan dem Menschenkind überhaupt an den Kragen will?! Richtig, weil der Mensch mit Feuer umgehen kann und Feuer das einzige ist, was der Tiger fürchtet. Ich muss mal recherchieren, ob es Interpretationen oder Theorien in der Rezeptionsgeschichte gibt, für was das Feuer alles steht. Anders gefragt: Ist der Tiger wirklich böse, oder möchte er den Urwald nur vor einer Brandrodung bewahren? Ahnt er womöglich, dass der Mensch destruktiv und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist? Wer ist dann der Böse?
Spannend, spannend …

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