Die Kunst ist wie ein Pferd, das keinen Sattel trägt, sagt Alexander Kluge im Interview der aktuellen monopol.
Meine Freundin hatte mir vor Wochen einen Lottoschein geschenkt. Prompt 40 Euro gewonnen. Im Kiosk unten im SPIEGEL-Haus eingelöst und den Gewinn gleich reinvestiert. Zehn Euro für eine Zeitschrift sind zwar kein Pappenstiel, doch ich habe keine Sekunde gezögert. Bestimmte Gerüche muss man sofort einatmen, bevor sie wieder verfliegen. Neue Platten von The Notwist, neue Romane von Djian und neue, kluge Gedanken.
Ohne Personenkult zu betreiben; ich schätze, diese Fähigkeit, Dinge zu benennen, mit einem ganz eigenen Vokabular und (epochenübergreifend) Zusammenhänge herzustellen, die für andere unsichtbar sind. In dieser Form wird das künstliche Intelligenz nie können.
Bin in den letzten Tagen selber nicht so recht zum Schreiben gekommen. Kein Beitrag, zuviel Arbeit, die Ikea-Doku muss fertig werden, ich bin es schon – fast, dabei zugleich überraschend distanziert, weil überall Verrückte an die Macht zu kommen drohen.
Hatte letztens wieder so einen Augenblick totaler Klarheit, morgens in der Küche, vor dem Fenster, eine Tasse Kaffee in der Hand, die aufgehende Sonne vor Augen, in dem ich spürte, das wäre genau so ein Moment, in dem die Bekloppten da draußen die letzte große Schlacht anzetteln. Man würde am Horizont eine Wolke erahnen, dazu ein verstörter Medienticker, tödliche Stille, man würde seinen Lebensfilm anspulen, Bandsalat, sich vermutlich nicht an seinen ersten Kuss erinnern, aber an seinen letzten – oh, Gott, wo ist sie? – nach den Kindern rufen, die nicht da sind … unfassbar, aber nicht unmöglich.
Alles schon mal da gewesen.
Die Kunst ist wie ein Pferd, das keinen Sattel trägt. Das heißt, man muss entweder reiten lernen oder über eine außergewöhnliche Körperbeherrschung verfügen, wenn man sich nicht den Hals brechen will.
Oder von Pferden aufgezogen werden.
Meine Billig-Spotify-Version unterbricht die Musik-Übertragung wegen eines wichtigen Ikea-Spots.
Kein Witz.
Ich mache keine Witze.
Ich bin ein Fohlen.
Ich spiel´ Fußball, Tag und Nacht.