Lange Nacht

Für alle, die am Samstag nicht dabei sein konnten, hier mein Prosa-Gedicht, das ich vorgetragen habe. Ist ein bisschen aus diversen älteren Texten gesampelt.

War jedenfalls, wieder mal, eine sehr schöne Veranstaltung:

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Bestands-Aufnahme

Die Bitches werden jünger,
die Idioten auch.
Wer was auf sich hält,
atmet in den Bauch.
Die Weichen werden härter,
Songtexte schlechter,
das Erklärte verklärter,
das Echte unechter.
Der Sänger wird zum Rapper,
die Schöne zum Biest,
die Bestände werden knapper,
wer ne Knarre hat, der schießt.

Meine Geschichte hat keinen Anfang.

Du hinterlässt eine Stille
wie ein schriller Schrei.
Auf sie – mit, Gebrüll,
bis der Lärmpegel steigt.

In und auswendig
kenne ich deine Vorwürfe.
Markierst Deine Sätze
wie Wölfe
ihr Revier
dazwischen
könnte ich
mit einem Tastendruck
vor und zurück
und wieder zurück – vor´s vor

Mein Anfang hat keine Geschichte.

Führe
ab und an
Dein Leben
im Auge des Hurrikans
Stahl
blaue Flecken
meilenweit in Dich
Gefahren
Dir schwerhörig
Ruhe-Los
alles Nieten
kein Schritt
ohne Funktionskleidung

Das Ende hat angefangen.

Bin ein offener Brief – an Dein Gewissen
außer mir
haben alle unterschrieben
außer sich
toben – auf die knie fallen
bluten – wie ein schwein
Feste feiern sich
nicht von alleine
trotz Frauenüberschuss
Du oder keine

In der freien Wildbahn, Menschen
Würde
ich verrecken

könnte ein Killer sein
so mitleidlos
bin ich
am Ende – wieder
zu sich kommen
und denken
hast dich gut gehalten, Alter
mit 50
leiste ich mir ein Alkoholproblem

Gucke in die Röhre –
gehe leer aus –
laufe ein –
lerne langsam
die Big Bang Theory
zu schätzen –
bekomme jetzt
die Folgen zu spüren –
die in New York
im Original liefen.

Schuhe, Spielzeug, Autos, Versicherungen, Häuser: alles aus dem Internet. Mein linker, linker Platz ist frei – ich wünsche mir einen Waschmittel-Spot herbei.

Das TV-Event von der Game Convention wird präsentiert von einem Game,
das das „Nach“ dem Untergang simuliert. Im Kopf der Texter ein schicker Ausdruck für jedes Horror-Szenario.

Kaum wahrnehmbarer Widerstand
der Gefühle
wie damals,
als Hitler das rosa Kaninchen
stahl
Versuchs – Kaninchen
ich zucke zusammen
wenn ich andere sagen höre,
dass alles nach Plan läuft

Merke, wie schnell die Zeit vergeht, wenn Handyrechnungen kommen für ein Gerät, mit dem ich gar nicht mehr telefoniere. Wäre gerne zur Eröffnung des Grass-Museums gegangen. Den Steidl verführen. Bevor der hinterherstirbt. Blühende Erdbeeren – das Konzert des Schulorchesters – halten alles fern – sehe mich förmlich – die Geige meines Sohnes hören, wenn das Chaos ausbricht.

Dem jüngeren mit Fenistil geholfen.
Wunderheiler.
Lügenbaron. Und alles nur zu unserem Besten.

Denke, es war gut, in voller Natur
übers Klima zu sprechen.

If you fight the Problem,
you are the Problem.

Länderspiele auf RTL Nitro.
Prince Kay One sucht seine Prinzessin.
Und die Opfer heulen im Free-TV.

Vielleicht bin ich ja verrückt,
doch was ist das für eine Liebe,
die am Arsch entspringt
und im Mund erstickt

Anker
lichten
Chaos
im Kopf –
Seehundstage

Am Ende dieser Zeilen

bist du
durch
und durch
mein Bild von Dir
Du
am Boden
Zwei Aspirin, um über Dich hinweg zu kommen.
Drei – und ich bin bereit für eine Neue.

Aufgabe.

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