Roh world

Hab das Büchlein von Fritz J. Raddatz „Jahre mit Ledig“, das mir meine Freundin geschenkt hat, gelesen und bin ganz begeistert. Was für eine interessante Zeit die 60er doch waren. Und was für ein berauschender Job, an der Seite des (unehelichen) Sohnes von Ernst Rowohlt eben diesen Verlag zur Blüte zu treiben. Ständig auf der Suche nach neuen Autoren, diese für sich zu gewinnen, dann das Publikum für diese, oft mit Erfolg, immer unter Strom und den Augen des Chefs, mit der Fähigkeit zu Zwinkern … ja, es ist Literatur über Literatur und sicher nicht die ganze Wahrheit, aber es entfacht genau den sonnigen Zauber wie eines der ersten Chartbreaker des Verlags, Tucholskys „Schloss Gripsholm“, nach wie vor eines meiner Lieblingsbücher. Interessant und charmant und versöhnlich und gesund auch, dass das Büchlein bei Rowohlt erschienen ist, obwohl Raddatz durchaus auch kritische Töne orgelt, aber die Grundtonart bleibt harmonisch und uneinholbar von Winter-WM, Masern und dem ganzen Rest.

Fühle mich in die Geschichte regelrecht eingearbeitet. Weil Namen wie Tucholsky fallen und „von Salomon“, dessen Sohn mein erster Chef war und dessen Großneffe Jakob nun hier in Hamburg ein immer gern von mir getroffener Freund ist; Manuel Möglich – jetzt ebenfalls ein Rowohlt-Autor – schrieb, ich sei in der Danksagung seines Buches erwähnt, meine Freundin hat es per Foto aus dem Buchladen bestätigt. Freut mich.

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Aber der Gipfel des Zu(sammen)falls – ein Name, eine Zeile darüber, Gunnar Schmidt, der Verlagsleiter, der mich vor ca. 10 Jahren nach der Lektüre meines Debuts „Jugendstil“ – wiederum auf Geheiß des mittlerweile verstorbenen Zeit-Redakteurs Konrad Heitkamp – auf dem Handy anrief und Interesse an meiner Schreibe bekundete. Nun ist bekanntlich nichts daraus geworden und doch so viel, es strickt schließlich meine eigene zum Ärmel einer kleinen, warm haltenden Literatur-Geschichte, und ich kann damit herrlich über alles hinwegwischen. Hab mir allerdings sicherheitshalber aus unserem Hause das neue Wissen-Heft eingesteckt:

Scheitern

Scherz beiseite, das Interview mit dem Soziologen Heinz Bude klingt wirklich interessant.

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