Nordsee ist Ostsee

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War am Wochenende in Schleswig und bei der Gelegenheit – zum ersten Mal seit 10 Jahren – mal wieder im Café oben im Wikingturm. War total nett. Bisschen retro, aber auch beruhigend. Schleswig verliert ja, wie viele andere kleine Städte auch, leider immer mehr an Glanz, die Läden in der Altstadt machen nach und nach dicht, die jungen Leute hauen ab usw. Immerhin steht der Turm noch. Wobei meine Mutter erzählte, dass dort vor kurzem in einer der Wohnungen im Turm jemand erschossen worden sei. Aber meine Schwester lebt jetzt in Schleswig. In ihrem tollen kleinen Haus. Mit ihren tollen Kindern. Das bringt eine Menge Glanz zurück.

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Sitze diese Woche mit der Manuel Möglich-Folge über Lettland im Schnitt. Wusstet Ihr, dass Riga eigentlich eine deutsche Stadt ist? Die Altstadt sieht immer noch aus wie Lübeck. Jedenfalls waren wir da auch ganz am Rand des Landes, fast an der (weiß-)russischen Grenze, in Daugavpils, bei einem deutschen Verein, dessen Chor uns erstmal mit dem Friesenlied empfing. Allerdings sangen die von Ostseewellen, statt von Nordseewellen, weil das in Lettland natürlich mehr Sinn stiftet.

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Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich plötzlich ganz große Rührung für Menschen empfinde. Weil ich dann denke, meine Mutter würde da genauso aufgeregt sitzen, wenn der NDR sie und ihren Kirchenchor besuchen würde. Weil die Menschen – mitunter mit aller Kraft – versuchen sich zusammenzuschließen, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, nicht alleine zu sein. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der deutsche Verein jemanden ausgrenzt, deswegen kann ich das gutheißen, und ich fürchte, wenn es mich nach Daugavpils verschlagen würde, könnte man mich da auch ein bis zweimal die Woche antreffen, in einem Sessel in der Vereinsbibliothek mit Heinz Erhardt auf dem Schoß, der im Übrigen auch in Lettland geboren wurde.

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