S(t)att

Hab mich ins Kinderzimmer zurückgezogen. Bin total genervt, weil ich eine absurd hohe Rechnung von meiner Steuerberaterin bekommen habe. Fühle mich richtiggehend betrogen, zumindest falsch beraten. Musste sofort an die Baupfusch-Geschichte aus meiner Wohnen-Doku denken. Keine Ahnung, vielleicht stellt sich meine Sache morgen als Irrtum heraus. Dann will ich nix gesagt haben. Falls nicht, werde ich mich zur Wehr setzen. Wahnsinn. Man ist schneller Opfer, als man denkt. Heute war in der Mopo auch wieder so ein „Sanierungsstory“, ehrlich, es ist zum Kotzen. Und kein Klischee. Es gibt einfach Leute (in bestimmten Berufsständen), die gehen für ihren Profit über Leichen. Hab am Sonntag noch ein dazu passendes Foto geschossen.

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Telefoniere im Moment ja für die ZDFNeo-Reihe viel mit Menschen zum Thema „Was ist deutsch?“ und immer fallen diese Klischees; der fleißige Deutsche, der pünktliche, der genaue, der ehrliche, ja, von wegen, ich glaube, wir sind die schlimmsten, weil wir immer so tun, als hätte alles seine Richtigkeit. Dabei ist es genau andersherum. Auf dem Nachhauseweg fuhr ich in eine Baustelle und musste die entgegenkommenden Autos durchlassen. Plötzlich hielt ein Afrikaner in einem klapprigen Ford an, kurbelte das Fenster herunter und erklärte mir in gebrochenem Deutsch, die Straße weiter vorne sei rechts in Richtung des Supermarktes gesperrt. Ich meine, ich musste links herum, insofern war es kein Problem, aber was für ein netter Typ. Und dann komme ich nach Hause, öffne den Brief mit der Rechnung und komme mir vor wie ein blöder, gehörnter Rentner auf einem Butterdampfer. Bin ECHT gespannt, wie die mir das morgen erklärt.

Hab eine Riesenwut. So kenne ich mich gar nicht. So möchte ich mich auch nicht kennenlernen. In diesen Momenten finde ich die Welt, wie sie ist, unerträglich. Dann möchte ich zurück in den Urwald, mich ent-zivilisieren. Dabei bin ich in den letzten Wochen fast mit mir und allem anderen ins Reine gekommen. Hab das schöne Wetter genossen, die Terrasse, die Vögel … schnell, bevor ich es vergesse.

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Was ein Brief alles bewirken kann. Alle guten Gedanken wie weggeblasen. Plötzlich wieder offen für schwarzen Humor und Zynismus. Wie der eine Dialog im Tatort am Sonntag:
Ehefrau: „Hoffentlich kriegst Du irgendwann AIDS.“
Ehemann: „Na und? Anstecken werde ich DICH trotzdem nicht.“

Ehrlich, UNERTRÄGLICH.

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