Last night

Bar Keeper

Gestern Abend einen wunderschönen Leseabend in der Bar des Hotel Smolka in Eppendorf genossen. Nette Menschen, angeregte Gespräche und sogar ein paar Bücher verkauft. Damit hat ein anstrengendes, bewegtes, aber auch erfülltes Jahr ein angemessenes Ende gefunden. Ich könnte an dieser Stelle noch weitergehen und vom Ende einer Ära sprechen. Denn der kleine Gerrit (oder „Geggi“, wie ihn seine Mutter nannte, so lange sie es durfte) wird morgen 40. Stört mich eigentlich nicht, ich werde es aber auch nicht groß feiern. Meine 3 Lesungen waren meine Feier, morgen gibt es nur mich und meine Süße und nachmittags ein kleines Essen mit allen Kindern. Nein, es stört mich nicht, weil letzte Woche eine interessante Frage kam, nämlich wie alt eigentlich meine Romanfiguren seien, man schwanke so zwischen Anfang 20 und Anfang 40, und das finde ich irgendwie klasse, weil ich mich auch so fühle, manchmal ganz am Anfang und manchmal, wenn ich z. B. mit unseren Söhnen unterwegs bin, meinem Lebensalter angemessen.

Hab für den gestrigen Abend, angefixt von diesem tollen Rilke-Gedicht, das ich vor zwei Tagen gebloggt hab, auch noch eben ein Weihnachtsgedicht geschrieben. Sei es, weil es sich (endlich mal) reimte oder ein bisschen alt klingt oder weil es eine Frauenstimme vortrug, jedenfalls kam es gut an.

Einmal selbst gelesen und zum Selbstlesen:

[sc_embed_player fileurl=“https://www.anders-blog.de/wp-content/uploads/2013/12/Gerilke.mp3″]

Die heil´ge Nacht weilt ungeduldig vor den Toren,
doch in der Stadt hebt niemand recht den Blick,
gehetzt, stets auf der Suche nach dem großen Kick,
brüllt abgewandt ein Lärm aus tauben Stöpselohren. 

Zuhause fällt ein jedermann ins Winterbett,
und über 100 Jahre alte Läden jammern,
über zum Bersten vollgefüllte Kammern,
denn Buntes treibt sich bloß im Internet.

Kalter. Atem. Zug – in Lichtgeschwindigkeit durch kleine Bäume,
die jung anscheinend, immergrün und gut
behutsam wandeln die uns allen anverleibte Wut
in lang vergessene, feine Träume. 

So stehen und sinnen wir in tiefgefror´ner Nacht.
in seel´ger Wonne schlafen schon die Kinder
wir denken nach – und warten wie ein reuevoller Sünder 
auf Zeichen des, das über uns und alle Zeiten wacht. 

Und für einen Bruchteil spüren wir die starke Kraft.
mit einem Schlag ummantelt uns die lang ersehnte Ruhe.
als läge lebenslang in einer fest verschlossenen Truhe,
der Geist, der ausgehaucht die größten Dinge schafft.

Streut es in alle Winde, wenn Ihr wollt.
Euer Gerrit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert