Knast

Letzter Abend in Freiheit – ab morgen drehe ich eine Woche mit dem Schauspieler und Gefängnisarzt Joe Bausch in Werl, einem Hochsicherheitsknast. War da schon mal vor 3 Jahren. Viel wird sich nicht verändert haben, außer dass Bausch jetzt ein Bestseller-Autor ist und im letzten halben Jahr vermutlich täglich über seinen Job im Knast geredet hat …, tja, … aber auf der anderen Seite ein Superbeispiel dafür, dass man nur lange genug durchhalten muss, bis sich der große Erfolg einstellt. Von der Tatort-Nebenrolle auf die Spiegel-Bestsellerliste – Respekt!

Gebe für den Knast immerhin diese herrliche Terrasse auf, wenn auch nur für eine Woche. Vermutlich kann man sich das gar nicht vorstellen, wie das ist, wirklich den allerletzten Tag zu verbringen, bevor man einwandert. Klar, die Familie noch mal um sich scharen, den Kindern gute Ratschläge geben („Macht es besser als ich …“), ein letztes Mal die Frau vögeln …

Die Woche wird mich viel lehren. Ich werde danach viele kleine Dinge besser zu schätzen wissen. So ähnlich wie damals nach dem Zivildienst in der Krebsklinik. Ob krank, Knast oder irgendwie noch unterwegs – eine Frage eint uns alle: Was habe ich aus meinem Leben gemacht?

Meine Freundin (ja, wenigstens das hätte ich nicht besser hinkriegen können) und ich haben im Küchenfenster so eine „Landschaft“ aus Steinen, Holz, Scherben, kleinem Strandgut, einem Kaktus etc., ein bisschen wie so ein Waldorf-Jahreszeitentisch, nur ohne Filz. Da habe ich mit meinen alten Playmobil-Figuren meine anstehende Dienstreise nachgestellt. Ich, der Handlungsreisende, besuche Bausch, die Exekutive (Anmerkung: Der Sheriff ist von 1974, mit dem dürfen nicht mal meine Glücksbringer spielen).

Ein Nachsatz aus gegebenem Anlass. Ich meinte gestern mit der Schlussbemerkung nicht, dass Meditation an sich nichts bringt, im Gegenteil, es ist nur die schwierigste unter den geistigen Übungen und für viele eine zu große Herausforderung. Deswegen finde ich es gut, dass Kinder-Yoga an manchen Schulen mittlerweile zum Programm gehört. Und, wer weiß, vielleicht bewahrt das den einen oder anderen jungen Menschen am Ende sogar vor dem Knast!? Es ist schließlich ein großer Luxus, da freiwillig hinzugehen.

In diesem Sinne,
Gerrit

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