Schau, Werk!

Konnte heute das Geheimnis um die große Bau-Arbeit der letzten Tage lüften – die Glücksbringer sind zufrieden, haben sich eben ganz zufrieden in ihre jeweiligen Ecken des „L“ verzogen. Mein Vater hat meiner Schwester und mir damals auch ein Hochbett gebaut. An so etwas erinnert man sich sein Leben lang.

Ansonsten? Neues Diensthandy – die billigste Hülle bei Gravis war so ein Klarsicht-Ding zum Selbstgestalten …

… mit dem Motiv gehe ich jetzt in Serie.

Und? Im Fernsehen läuft der ESC. Aura aus Estland. Mist aus Deutschland. Der beste Beitrag? Ein Schreibfehler im Liveticker auf Stern.de

 

Baby, Achtung – Aus, Differenzierung

„Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern“ – völliger Quatsch, habe nämlich gerade in der taz von Dienstag einen tollen Artikel über „Das Eigenleben der Erzähungen“ gelesen, na ja, sagen wir: überflogen, zum Lesen fehlt mir tatsächlich die Ruhe, aber 2 Punkte doch jetzt schon auf die Schnelle: Der Autor Moritz Bassler zitiert eingangs Betrand Russel, der gesagt haben soll, mit 20 sei er Mathematiker gewesen, mit 30 habe es noch zum Physiker, mit 40 zum Philosophen gereicht, und er hoffe, er bringe es nicht noch zum Literaturwissenschaftler – allein diese Selbstbeobachtung hat mich umgehauen. Spricht mir voll aus der Seele. Wenn ich heute in meine Doktorarbeit gucke (und das war noch nicht einmal eine naturwissenschaftliche), verstehe ich nur noch die Hälfte, dabei waren es meine Gedanken. Und es stimmt: Je älter wir sind, desto un-exakter und vager werden wir in unseren Überlegungen. Wir verlieren mit dem Alter den Scharfsinn und die Akkuratesse. Stattdessen verlassen wir uns auf einen geistigen Weichzeichner, der alle Aspekte auf ein erträgliches Maß runterkonvertiert und somit für uns erst als Gesprächsgegenstand zugänglich macht.

Damit kommen wir zum zweiten Punkt. Denn der Literaturwissen-schaftler Albrecht Koschorke, dessen Buch Bassler bespricht, sagt, vereinfacht ausgedrückt (wenn ich es richtig verstanden habe), das sei nicht nur nicht schlimm, sondern sogar hilfreich, weil (zit. nach Bassler) „eine Wissens- und Sinnsphäre, die der (systemtheoretisch gesprochen, Anm.: GJA) funktionalen Ausdifferenzierung der Gesellschaft erfolgreich widersteht (…) just darin ihre kulturpoetische Funktion hat.“

Passend dazu bin ich heute in der aktuellen Pressemitteilung des transcript-Verlags über das Buch der Hamburgerin Sibylle Peters gefallen, die, andersherum, fragt, ob und wann (auch) Kunst Forschung sei, bzw. wie sich Forschung verändern müsse, wenn sie nicht länger ein Privileg der Wissenschaften sein soll.

In Anbetracht der Stammzellen-Schlagzeile von heute: Ich glaube, man wird immer Experten und nerds und Fachidioten brauchen. Wichtig ist nur, dass es weiterhin auch die Visionäre und Querdenker und Skeptiker gibt, die Bedeutungen relativieren können und die Konsequenzen im Blick haben.

 

Lesen bildet

Ein sensationelles Gedicht aus meinem neuen Richard Brautigan-Buch:

Sekunden

Wenn man bedenkt, wie wenig Zeit wir haben
zum Leben und um über was nachzudenken, dann
hab ich grade die richtige Menge Zeit
für diesen Schmetterling
aufgewendet

20


(Richard Brautigan, Ausgewählte Texte, Hoffmann und Campe)

Juanita geht, Braut kommt

Hab mir letzte Woche aus purer Langeweile ein Buch aus einem dieser Leihregale genommen, die in ein paar Linienbussen in Hamburg stehen: „Jeder jagt Juanita“. Hab darin geblättert und dann geschah etwas Tolles: Ich hab mich festgelesen, ehrlich, ich habe dieses amüsante, lustige Büchlein (in der Tradition deutscher Nachkriegsunterhaltungsliteratur) nicht mehr aus der Hand gelegt und heute (so oft fahre ich ja nicht Bus) schweren Herzens wieder zurückgestellt – aber nur so funktioniert das Prinzip. Komischerweise gibt es in meinem neuen Werk auch eine Passage, in der eine Juanita eine Rolle spielt. Die kann ich Euch jetzt natürlich nicht mehr vorenthalten …

Neben mir hing eine Pinnwand aus Jute mit Fotos. Auf einem sah man eine junge Frau, aber das Foto war älter, eine Schwarzweiß-Aufnahme. Mit dem Glas in der Hand stand ich auf und trat etwas näher an das Bild heran. Es zog mich magisch an. Die Frau hatte denselben Teint wie der Wirt. Sie stand irgendwo in der Wüste und trug ein buntes Strickkleid und Turnschuhe. Wie gesagt, das Foto musste mindestens 50 Jahre alt sein, doch genau so hätte es letzte Woche das Cover eines alternativen Designer-Magazins zieren können.

Ich ging noch näher heran. Erst als es fast unscharf wurde, blieb ich stehen. Plötzlich konnte ich ihr Kleid spüren, die kalte, etwas kratzige Wolle auf meiner Haut. Mir fiel Agnes ein, die ein ganz ähnliches Kleid getragen hatte, und dann dachte ich, dass ich mir ja vielleicht nie die Mühe machte, Menschen wirklich kennen zu lernen, und jetzt war sie gleich ein Kapitel in Eriks Geschichte, und da dachte ich an Erik, hoffte, es gehe ihm gut, und nebenbei starrte ich immer weiter auf das Foto, und mit einem Mal war ich dieser Frau auf dem Foto ganz nah, spürte, wie sie mir ihre schwarzen Locken unter die Nase rieb, konnte sie riechen, und ich fragte mich, warum es immer um Steffis, Julias oder Evas ging, warum nicht mal um Esmeralda oder Juanita, ja, vielleicht war das der richtige Weg, und dann fiel ich plötzlich der Länge nach hin auf den Boden.

Als ich nach meinem Nachmittagstermin in die U-Bahn steigen wollte, hab ich in diesem Super-Antiquariat am Stephansplatz einen kurzen Blick in die Auslage geworfen – und bin prompt fündig geworden: Ausgewählte kurze Texte und Gedichte von Richard Brautigan, schön handlich, hübsch gebunden, kleiner Preis.

Happy End.

Ansonsten? Geht´s gleich nach Sasel. Heute Pokalspiel. Viertelfinale. Bin ganz aufgeregt …

Fair-Lage

Puh, endlich wieder Internet. Waren das ganze Wochenende ohne Telefon und Netz – eigentlich ganz erholsam. Hätte ohnehin keine Zeit gehabt zu bloggen, hab nämlich schon wieder was gebaut. Etwas GROßES, ist aber noch geheim (Ich weiß, das Hochbeet hat auch immer noch keiner gesehen, aber ich hab es auch immer noch nicht geschafft, Tomaten zu besorgen).

Jedenfalls bleibt zu sagen: Zum Bloggen ist das Internet toll, ansonsten ist es ein Fluch, ehrlich. In Hamburg hat schon wieder ein Traditionskaufhaus geschlossen. Keine Ahnung, woran es genau liegt, aber ich vermute mal am Scheiß-Online-Geshoppe.

Aber es gibt auch Positives zu vermelden. Hatte heute Morgen eine kleine Korrespondenz mit meinem Verleger:

Anschließend haben uns mein lustiger Kollege Olli und ich einen Sketch ausgedacht, nach dem Motto:
– Mein Verleger hat mein Manuskript verlegt.
– Toll, wann kommt Dein Buch denn raus?
– Ja, erst mal gar nicht, er hat ja mein Manuskript verlegt.
Usw.

Ja, soooo lustig haben wir es bei der Arbeit.
Schlaft gut,
Gerrit

Cowgirl

Bruder- statt Vatertag. Bin gestern Abend noch zu meiner Schwester gefahren, die zwischen Stade und Bremerhaven als Tierärztin unterwegs ist, und gleich Zeuge eines ziemlich spektakulären Rettungsversuchs geworden. Eine hochtragende Kuh hatte sich die Hüfte gebrochen und meine Schwester versuchte, zumindest noch das Kalb per Kaiserschnitt zu retten. Das lebte aber auch nicht mehr. Traurig, aber auch ziemlich beeindruckend. Man denkt ja immer klein über das, was man selber macht, und die Definition von „sinnvoll“ ist sicher auch variabel, doch dieses Miteinander auf dem Land, die sekundenschnellen Entscheidungen, das hatte schon was.

Na ja, ich kann immerhin Geschichten erzählen, ein bisschen jedenfalls, wobei, in jedem Falle besser als Sly Stallone. Haben uns zum Feierabend nämlich noch The Expendables I und II angeguckt, weil wir beiden meinten, wohlwollende Kritiken gelesen zu haben und waren dann so geschockt, ja, regelrecht geschockt, was das für ein Dreck war. Noch nie habe ich mich von einer Verkaufsidee (Hier kämpfen die größten Actionstars Seite an Seite) so verarscht gefühlt. Der einzige, der seinen Job da gemacht hat, war die Person, die die Terminkalender verglichen hat, ansonsten war das gar nix. Norris, Willis, Schwarzenegger, Rourke – ein Drehtag, zwei Sätze, null Esprit (zumindest schien es so). Mickey Rourke, den ich echt liebe, tätowierte Stallone in 3 Sekunden einen Schriftzug auf den Rücken („So, fertig“, aber die Kamera zeigte es nicht einmal), Jet Li sprang im zweiten Teil am Anfang mit dem Fallschirm ab und tauchte dann gar nicht mehr auf, Bruce Willis bekam nachher immerhin noch eine Knarre in die Hand, aber das war NOCH schlimmer als nur der kleine Wortbeitrag im ersten Teil, ja, kurz gesagt, es gibt Scheiß-Filme, bei denen man am nächsten Tag sagt: War doch halb so schlimm – aber dieser Mist wird umso schlimmer, je mehr man darüber nachdenkt. Ich mag es auch manchmal trashig, aber das war echt eine vertane Chance. Nächstes Mal wieder alte Otto-Platten mitsprechen …

The Party isn´t over …

Hat RTL uns zum Geburtstag geschenkt, also quasi eine Tortl …

Bin im Rahmen meiner Wohnen-Recherchen auf eine österreichische Architektin gestoßen, Margarete Schütte-Lihotzky, die 1926 im Prinzip den Urtyp der modernen Einbauküche entworfen hat, die sogenannte „Frankfurter Küche“.

Aber nicht nur das finde ich spannend, sondern die ganze Geschichte dieser Frau, an der man das komplette 20. Jahrhundert erzählen kann:
– erste diplomierte Architekturstudentin Österreichs
– arbeitete zunächst in Deutschland, wo sie im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus die moderne Einbauküche erfand (s. Zeichnung). Was da für ein Hausfrauenbild und für eine Idee hinterstehen (Taylorismus), ist hochinteressant
– sie ging dann 1938 nach Istanbul (quasi ins Exil), lehrte dort an der UNI und lernte andere Kreative und Intellektuelle kennen
– trat 1939 der kommunistischen KPÖ bei, ging 1940 zurück nach Wien in den Widerstand, wurde verhaftet und zu 15 Jahren Knast verurteilt (ihre Gefährten wurden alle hingerichtet)
– später von den Amis befreit, danach aber als Kommunistin in Österreich keine Jobs bekommen, ging sie daher zum Arbeiten nach Kuba, China und DDR
– erst späte Würdigung ihres Werkes, sie sagte – laut Wikipedia – zu ihrem 100. Geburtstag (1997): „Ich würde es genossen haben, ein Haus für einen reichen Mann zu entwerfen.“

Ist das dramatisch?

Eigentlich bin ich nur darauf gekommen, weil ich etwas über die Architektin/Künstlerin Andrea Zittel gelesen habe, die seit Jahren in der Wüste lebt. Ja, die Welt ist voll mit spannenden Geschichten. In Momenten dieser ersten, ungezwungenen Recherche liebe ich meinen Job am meisten.

In this Year: 2525

Gestern Abend lief schon die Jubiläums-Magazinsendung, heute Abend wird gefeiert. Beeindruckend, wie die in ein paar Stunden alles herrichten, schließlich wurde in der Kantine, wo die Party nachher startet, bis mittags noch gegessen. Bin mal gespannt, wer alles kommt. Der Bürgermeister auf jeden Fall, er hält sogar eine Rede (wir sollen alle pünktlich sein). Irgendjemand meinte, Cro sei als musikalischer Überraschungsgast im Gespräch gewesen, keine Ahnung, ob das stimmt, aber Bushido wird es wohl nicht sein. Die Jubiläumssendung gestern war ein langer, beeindruckender Clip. Natürlich reißen einen diese großen Bilder (aus 25 Jahren) immer wieder mit, und man muss einfach konstatieren, dass ein solches Format grundsätzlich total wichtig für die heutige Fernsehlandschaft ist. Ist eben eine ständige Herausforderung, dieser Tradition treu zu bleiben und trotzdem mit der Zeit zu gehen …

Ansonsten? Ist das WISSEN-Heft mit dem Artikel über meinen Shaolin Julian jetzt erschienen. Die Kollegen haben sich aus Gründen der Einheitlichkeit doch für ein „klassisches“ Foto statt der Screenshots entschieden, egal, trotzdem auf jeden Fall eine schöne Sache.

Farben froh

Hab heute alle Glücksbringer zum Angeln und mich danach in den Baumarkt gefahren, um Teile für das Hochbeet bzw. das Dach für das Hochbeet zu kaufen. In den letzten Jahren ist uns im Herbst regelmäßig das Plexiglas weggeflogen. Also muss jetzt was Stärkeres her. Dickeres Plexiglas und Metall statt Holz. Ist auch ganz gut geworden, will aber morgen erst noch Tomaten reinsetzen, bevor ich es teile.

Eines aber heute schon. Hab ich im Baumarkt gesehen. Das gab es letztens auf der Rolltreppe abwärts wohl ein großes Unglück …

Ansonsten? Hab ich zum Pokalspiel gestern noch einen ausführlichen Spielbericht geschrieben (und Wäsche gewaschen, und das Hochbeet-Dach gebaut, und meine Buffer geputzt und und und …). Wen´s interessiert:
http://www.tsv08-untereherren.de/pokal-helden

Schlaft gut,
Gerrit

Schwere Beine, schwere Jungs

Heute „Alte Herren“-Pokal Achtelfinale gegen Moorburg gespielt. Wollten es eigentlich genauso machen wie der FC Bayern gestern, aber … na ja, dabei waren die Voraussetzungen gut. Mussten ganz raus nach Harburg, eine ganz idyllische Anfahrt, auch der Platz war Klasse, ein kleiner Rasenplatz ganz nah am Deich, also alles sehr stimmig, und Moorburg ist in der Liga sogar hinter uns, und dann war das so ein Gegurke – Wahnsinn! Egal, nach 0:1 in der Verlängerung noch 2:1 gewonnen, das muss man auch erstmal hinkriegen, jetzt gehören wir zu den letzten 8 „Alte Herren“-Truppen aus ganz Hamburg – das ist doch schon was …