schwarzweiß

Ja, ich hinke
Ja, ich hinke

Der Sturm tobt und bringt erstes Winterweiß vor den Spiegel. Schwarz trägt Südafrika über Grenzen, alles in allem Watte.

Habe gerade bei faz.net in einem Nachruf gelesen, dass Nelson Mandela bei der Geburt Rolihlala hieß, was man auch übersetzen könne mit: „Einer, der Ärger macht“. Das finde ich großartig, wenn einer für Frieden, Freiheit und Ferständigung Ärger macht. Knast in Kauf nimmt. Sein Leben opfert. Funderbar.

Fersuche, ab Montag ein bisschen mehr Ärger zu machen.

 

Premiere

Für Kunststoff-Müll
Für Kunststoff-Müll

Hatte gestern den ersten Auftritt mit „Kunststoff“, bei der Piloten-Lesung im Nochtspeicher. War gut. Das Quatschen übers Buch mit Daniel, dem netten Moderator von mairisch, hat fast noch mehr Spaß gemacht als das Vorlesen. Hab mit Michael Weins einen Buch-Tausch vorgenommen. War wie beim Fußball, wenn man die Wimpel tauscht. Jetzt liegt sein Goldener Reiter bei mir auf dem aktuellen Lese-Stapel und er hat Kunststoff mit nach Hause genommen. Leider musste er in der Pause schnell los, deswegen weiß ich gar nicht, wie es ihm gefallen hat. Ist ja nicht unwichtig. Dafür muss man nicht besonders eitel sein, so ein Buch ist kein Apfelkuchen, den man mal so eben backt. Und selbst da fragen ja die meisten: Schmeckt´s?

Nach dem tollen Artikel in der Szene ist das Presse-Echo ein bisschen verhallt. Schwer, da in dem Grau in Grau durchzuscheinen. Klar, vor Weihnachten bringt natürlich auch JEDER, der irgendwo noch was in der Schublade hatte, seinen Senf auf den Markt. Im Grunde ist das ja genau das Thema in „Kunststoff“. Und es sind die Gesetze des Marktes, dass Klaas Heufer-Umlauf zu allem anderen auch noch eine Band haben und damit sofort durchstarten kann. Hilft natürlich, wenn es kein Scheiß ist. Eigentlich sollte ich Bill Kaulitz ein paar Gedichte verkaufen. Dann würde meine „Story“ womöglich Geschichte werden.

Ansonsten? Hat ganz Hamburg „sturmfrei“.

Meine Mudda

Gehirnwäsche
Gehirnwäsche

Hatte meiner Mutter eine Szene geschickt, mit dem Artikel über „Kunststoff“. Darüber entspann sich heute mit ihr eine kleine Korrespondenz. Nach der ersten Nachricht (16:42 Uhr) hab ich sie kurz angerufen und meinte spaßeshalber, der junge Mann, über den nach mir die Rede wäre (Herrndorf), habe es immerhin in den neuen Spiegel geschafft, so weit sei ich noch nicht, da schrieb sie mir um kurz nach Sechs noch einen Nachtrag, der mich etwas beschämte. Umso mehr, als ich eben noch mal die ersten Blog-Einträge im Spiegel gelesen hab. Ich wusste nicht, dass er schon so früh an die Waffe gedacht hat.

Es ist nicht so, dass meine Familie verschont bleiben würde. Ich kommentiere nicht lapidar aus der Sprecherkabine. Wir sind auch bloß ein paar Würfel im Knobelbecher des Herrn. Gesund oder ungesund, hab morgen den letzten Termin bei meiner Scheidungsanwältin. Sie bat, ich solle ihr ein Buch mitbringen, sie sammle „Souvenirs“ ihrer Mandanten – noch Fragen?

 

Licht

Etwas aus der alten Welt
Etwas aus der alten Welt

Das Jahr geht in die letzte Runde. Merke, dass ich auch nicht mehr so richtig volle Last fahren kann. Weil JEDE Woche irgendwas ist. Spannende Dinge, Deadlines, Abnahmen, privat und beruflich. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einfach so eine Woche vor mich hin gelebt hätte. Auch die nächste hat es in sich. Sender-Abnahme der Wohnen-Doku, die erste Lesung mit dem Roman, kein Tag, an dem es nicht um die Wurst geht. Zumindest ein bisschen. Immer ein bisschen, ist am Ende auch viel.

War heute mit den Jungs in der Kirche, der ältere beginnt jetzt mit dem Konfirmationsunterricht. Ich weiß, dass wir als Konfirmanden früher manchmal albern waren und das seltsam fanden (würde ich meinem Sohn gegenüber natürlich abstreiten), aber ich habe, glaube ich, das Ganze auch als geistiges Training genutzt. Ich wünsche ihm, dass ihm das ebenfalls gelingt. Es ist egal, ob man an Gott glaubt oder an welchen oder an die Hölle oder das ewige Leben – man muss ein Gefühl für Ewigkeit entwickeln, darauf kommt es an.

Und man sollte wissen, wie es sich anfühlt, wenn man aus Nächstenliebe handelt. Komme darauf, weil ich mit dem jüngeren, während der ältere beim Unterricht war, über den großen Weihnachtsmarkt am Rathausmarkt flaniert bin und etwas in Erklärungsnot geriet, angesichts der ganzen Bettler und Obdachlosen, denen mein Sohn fragend hinter her schaute. Und dann redet man was über Ungerechtigkeit und ungleiche Chancen, aber dass man nicht jedem etwas geben könne und man dem Hinz&Kunzt-Verkäufer letzte Woche schon ein Heft abgekauft habe und lieber für Greenpeace spenden wolle (was ich noch nicht getan habe), und fühlt sich am Ende scheiße, wenn man zwei Reibekuchen für 3 Euro isst, weil man einfach Appetit darauf hatte. Nicht einmal Hunger! Und dann übergibt man seinen Sohn an die Mutter und fragt sich, was für ein Vorbild man wohl für seinen Sohn ist. Womöglich muss er selbst erst Vater werden, um eine abschließende Antwort auf diese Frage zu finden.

Hab ein kleines Weihnachtsbüchlein wiedergefunden, das ich vor Jahren mal auf einem Flohmarkt gekauft habe, ich glaube sogar für die Jungs. Hat so ein Format wie die Mundorgel, sind auch Lieder drin, aber auch Gedichte. Wir haben früher zuhause immer in der Adventszeit gebastelt, gelesen und gesungen. Hab es in meine Laptop-Tasche gesteckt, als ständigen Begleiter für die kommende Adventszeit. Ja, bin rammdösig.