K-Freitag

Gestern Abend die Stuckrad-Barre Biografie beendet: Panikherz. Ist jetzt auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zurecht? Keine Ahnung. Vermutlich. Irgendwie.

Hatte ja vor ein paar Tagen bereits geschrieben, ich würde mich an eine Guerilla-Auktion Stuckrad-Barres in Hamburg erinnern. Lustigerweise schreibt er darüber auch:

Quelle: Panikherz (BvS-B)
Wow, bin ein „angenehmer Nachtlebenleut´“ Quelle: Panikherz (BvS-B)

Als ich den kleinen Absatz las, erinnerte ich mich sogar wieder an eines dieser „Exponate“: Eine Einladung (oder Termin-Erinnerung) von Moritz von Uslar in die SPIEGEL-Kantine, ja, von Uslar arbeitete damals für kurze Zeit in derselben Firma wie ich, hab ihn aber tatsächlich nur ein, zweimal in der Kantine gesehen.

Jedenfalls ist dieses „Exponat“ im Nachhinein ziemlich symptomatisch. Es geht bei Stuckrad-Barre ja meist um Begegnungen mit Prominenten. Um sich durch das name dropping einerseits abzugrenzen, andererseits aber auch gewissermaßen immer wieder selbst darin zu verorten. Der Hang dazu ist mir nicht fremd. Die letzten zehn Interviews, die ich für die Ikea-Doku geführt habe, waren allesamt mit (mehr oder weniger) prominenten Menschen. Und natürlich könnte auch ich aus jeder Begegnung eine kleine Geschichte machen (oder auf-„bauschen“, nicht nur bei Joe Bausch, in dessen Gästebett ich mal gepennt habe, weil ich nach einem langen Abend nicht mehr aus der Knastmetropole Werl wegkam, wobei die Vorgeschichte dazu viel spektakulärer ist als der eigentliche Abend – und der war schon gut). Mache ich aber nicht. Nicht mein Genre. Wobei es schon eine Handwerkskunst ist, wie Stuckrad-Barre immer genau die Nichtigkeiten dieser „Begegnungen“, diese Rand-Erscheinungen, zum Gegenstand macht, also die Zwischenzeilen in den Text hebt. Dass der Autor schreiben kann, geschenkt. Aber was? Panikherz ist ein bisschen wie die (pop-)literarische Variante der BUNTE oder Gala, es lebt von den Mini-Enthüllungen über die Promis, von Nicht-Informationen, die ja bei Promis immer noch besser sind als GAR NICHTS. Aber etwas wirklich Relevantes erfährt man – bis auf wenige, allerdings gelungene Ausnahmen – weder über ihn, über sein Werk, was schade ist, noch über die Rand-Figuren. Das erste Drittel über seine beruflichen Anfänge fand ich jedoch hochinteressant. Auch das Assoziative, die Zeitreisen, die Bates-Anekdote. Später ging mir das ganze Gekokse dann aber auf die Nerven. Man wird irgendwann fast wütend, wie ein ratloses Elternteil. Außerdem hab ich komischerweise seit der Lektüre selbst eine verschnupfte Nase. Das ist wie bei werdenden Vätern, die parallel zu ihren Frauen während der Schwangerschaft immer dicker werden. Ich glaube, dafür gibt es sogar einen Fachausdruck.

Ansonsten? Hoffe ich, dass wir uns nicht an die Geräusche der Detonation gewöhnen werden.

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