Hafengeschichten

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Manche Dinge im Leben kann man nicht so wirklich beeinflussen, z.B. ob man den Literatur-Nobelpreis erhält oder im Lotto gewinnt. Wer amerikanischer Präsident wird, oder erblich bedingten Haarausfall. Manche Dinge aber eben auch sehr wohl. Wenn sich eine gute Gelegenheit bietet, sollte man sie nutzen. Das setzt allerdings auch voraus, dass man eine gute Gelegenheit erkennt. Ich betone das deshalb, weil ich in der Hinsicht kein Experte bin, im Gegenteil. Ich habe unverständlich lange dafür gebraucht, meiner Lebensgefährtin in den richtigen Worten klarzumachen, dass es für mich sehr wohl einen Unterschied macht, ob sie meine „Lebensgefährtin“ ist (ich halte das weiterhin für einen außergewöhnlich schönen und romantischen Begriff) oder meine „Frau“.

Am Wochenende habe ich es ihr gesagt (naja, „gestammelt“ trifft es wohl eher). Ich habe mir schon länger über das Wie? und Wann? den Kopf zerbrochen und am Wochenende hat dann alles gestimmt. Was nicht heißt, dass es wie am Schnürchen geklappt hat. Mein Ziehsohn hatte uns ja anlässlich seiner Geburtstagsparty höflich, aber bestimmt gebeten, außer Haus zu übernachten. Also waren wir am Samstag erst im Fischereihafen Hamburg essen (ein Gutschein von ihren Kollegen), und dann sind wir weiter ins Elsa Brändström-Haus gefahren. Ich hatte dort – etwas aus der Not heraus, weil ganz Hamburg ausgebucht war – ein Zimmer gebucht, weil meine Lebensgefährtin gesagt hat, sie „müsse unbedingt in die Elbe“, ein Zitat von Gunter Gabriel. Er meinte damit, dass er mit seinem Hausboot nochmal auf große Fahrt wolle, deswegen ist dieser Ausdruck für uns ein geflügeltes Wort dafür geworden, wenn einer von uns etwas Neues beginnen möchte oder plötzlich wieder ein (neues) Ziel vor Augen hat.

Jedenfalls war das Elsa Brändström-Haus ein totaler Glücksgriff (ich hatte das schon vermutet). Das Wetter stimmte, wir saßen alleine in dem Riesengarten in Liegestühlen, mit Elbblick, ich hatte eine Kühltasche mit Drinks und Snacks vorbereitet, also, alles in allem ein sehr reiner, intensiver Moment. Und eigentlich hätte ich es hier schon machen können/sollen/müssen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, es könnte noch besser werden. Am nächsten Tag sind wir am Falkensteiner Ufer spazieren gegangen und danach weiter zur Schiffsbegrüßungsanlage „Willkomm-Höft“ gefahren.

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Und da war so ein Minigolfplatz aus einer anderen Zeit, total urig, beinahe an der Grenze zum Unmöglichen, aber irgendwie gut, und ich traf keinen Ball, weil ich plötzlich dachte, verdammt, Du hast gestern den perfekten Moment verstreichen lassen, ehrlich, ich war noch nie so schlecht beim Minigolf, und meine Freundin wunderte sich schon, und die Stimmung wurde plötzlich so merkwürdig, weil ich dachte, das gibt’s doch nicht, Du hast es verbockt, und als meine Freundin sich in dem kleinen Partyzelt auf dem Platz niederließ, um halbherzig zu gucken, was die Kühltasche noch so hergibt, da sah ich alles vor mir: Dass das die Frau ist, die ich in diesem Leben um keinen Preis mehr verlieren möchte. Und da hab ich mir ein Herz gefasst, zwei Eis besorgt, mich ihr gegenüber auf die Bierbank gesetzt und gefragt, ob sie meine Frau werden möchte. Weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ja, ich glaube, das trifft es. Ich habe die Ungewissheit nicht mehr ausgehalten, ob wir als Mann und Frau gemeinsam alt werden können. Oder ob ich es endgültig verbockt hatte!? Und dann hat sie JA gesagt, und wir haben geweint und gelacht – und mit einem nicht mehr ganz kalten Bier und einem nicht ganz so leckeren Gin-Mix-Getränk aus der Dose angestoßen. In einem alten Pavillon, auf einem Minigolfplatz. Und was soll ich sagen? Es war perfekt. Ein bisschen verspätet, aber perfekt. Und es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich unsere Zukunft auf diese Weise beeinflusst habe.

Unsere gemeinsame Zukunft!

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