Youth …

youthknuefer

„Youth“ – so hieß der erste Romanentwurf, an dem ich Mitte der Neunziger parallel zum Studium meine ersten Kletterversuche als Schriftsteller unternahm. Oder: Schrift-Hersteller. Man erkennt den Titel unten links im Foto, auf dem Aktendeckel. Damals hab ich noch mit der Hand geschrieben und die losen Seiten in einer Mappe gesammelt (und für alle deutlich sichtbar stets mit mir herumgetragen). Ziemlich genau zwanzig Jahre ist das Foto alt. Meine Mutter hat es mir vor ein paar Tagen geschickt. Per WhatsApp. Allein das würde eigentlich genug besagen, um zu verdeutlichen, was seitdem alles passiert ist. In der Welt, meine ich.

Ich dachte eigentlich, ich hätte das Foto für meine damalige Freundin gemacht (bzw. machen lassen, mein WG-Kollege und guter Freund Michael Knüfer von Nevermind Music war so nett), als Weihnachtsgeschenk, was nichts zur Sache tut, außer der Frage, wie meine Mutter in dessen Besitz gelangt ist, bzw. dass auch das, also, wenn ich damals wirklich zwei Abzüge desselben Fotos meiner Freundin und meiner Mutter geschenkt hätte, was ich mir nicht so richtig vorstellen, aber auch nicht gänzlich ausschließen kann, ein Zeichen dafür wäre, wie ich mich in den letzten zwanzig Jahren persönlich und als Mann weiterentwickelt habe.

 

Die Frau, die jetzt (und wenn es nach mir geht, bis zu meinem Lebensende) an meiner Seite steht, hat gestern versucht, dieses alte Szenario wiederaufleben zu lassen, und in der Tat ist es ihr gelungen, mit wenigen Requisiten eine Momentaufnahme abzubilden, die über diesen kleinen Moment weit hinausgeht:

youthplustwenty

 

Ja, ich bin älter geworden. Vielleicht bin ich nicht mehr so schlau wie damals, mit all meinem angelesenen Uni-Wissen, dafür bin ich heute sicher klüger. Nein, ich schreibe, wenn ich arbeite, nicht mehr mit der Hand. Ja, der Rum ist in der kalten Jahreszeit als Grog immer noch ein verlässlicher Freund. Aus den losen Blättern von damals sind zwei Romane erwachsen, das Debut „Jugendstil“ sogar gewissermaßen aus demselben Samen. Und – bei allen kaputten Akkuschraubern und Netzteilen der letzten Wochen – den Nicki von damals besitze ich immer noch, obwohl er sich an den Ellbogen und den Ärmeln beinahe auflöst. Irgendwie gut. Geworden. Alles.

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