Zuvielisation

Die Anti-Corona-Demos in Leipzig. Dieser amerikanische (Alb-)Traum von (Ex-)Präsident, die zunehmende soziale Ungerechtigkeit, der allgemeine Rechtsruck, die allgemeine Tristesse, die neue Perspektivlosigkeit. Der November 2020 birgt Herausforderungen.

Vor ein paar Tagen erzählte ein hohes Tier vom NDR im Radio, Journalisten müssten aufpassen, dass sie die Welt, wenn sie über sie berichten, nicht immer – bewusst oder unbewusst – in Schwarz und Weiß aufteilten. Sonst erscheine bald alles auch nur noch Schwarz oder Weiß. Ich denke, ja, stimmt, aber Grautöne und Schattierungen helfen im November ja auch nicht so richtig weiter.

Ich habe in den letzten Tagen viel mit meiner klugen Frau gesprochen und werde selber versuchen, wieder ein bisschen mehr Freude und Farbe zu versprühen. Die Gräben, die sich auftun, nicht noch tiefer zu zeichnen, sondern mit Kalauern zuzuschütten. Und mit Argumenten. Ohne erhobenen Zeigefinger. Auf Augenhöhe. Von Herzen.

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Ich schneide diese Woche bei Studio Hamburg, zum ersten Mal in meiner nun doch schon recht lange andauernden TV-Karriere. Und ganz grundsätzlich habe ich hier den ganzen Tag nur mit netten Menschen zu tun. Was erstaunlich ist, weil alle ihre kleinen Sorgen mit sich herumtragen. Und weil die Stadt, wenn man aus dem Fenster blickt, (zumindest hier) potthässlich ist. Weil eigentlich alle jeden Grund hätten, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Aber sie tun es nicht. Weil der Mensch in der Lage ist, sich menschlich zu verhalten. Mitmenschlich! Weil das Handeln des Einzelnen im Alltag normalerweise nicht Ausdruck von Gier oder dem Streben nach Macht ist. Sondern der Versuch, mit anderen Menschen klarzukommen. Gemeinsam zu einem Ergebnis zu kommen und dabei womöglich sogar ein bisschen Spaß zu haben. Das ist nicht immer leicht, aber es macht das Leben leichter, wenn es ansatzweise gelingt.

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