Verrückter All-Tag

Zurück aus dem Urlaub. Zurück im Tagesgeschehen. Neben dem Amok-Film betreue ich dieses Jahr wieder eine kleine Serie fürs Schweizer Fernsehen. Werde dafür ein paar Mal nach Moskau reisen, was natürlich spannend ist. Versuche, den damit verbundenen Stress so klein wie möglich zu halten und das Projekt in erster Linie zu genießen. Mal schauen, ob´s klappt.

Hab diesen Blog, wie man sehen kann, in den letzten Wochen ein bisschen vernachlässigt. Auch das soll sich wieder ändern. Das Leben ist bunt und liefert ständig Stoff, um darüber nachzudenken. Das sollte man auch tun, solange man es noch kann – und darf! Also opfere ich heute meine Mittagspause und halte schnell ein paar Gedanken fest.

War ja in der Zwischenzeit nicht untätig. Die kleinen Bilderwitze, die mein kreativer Partner Sebastian und ich unter dem Namen „Die Alphabeten“ jeden Freitag in die Welt entlassen, machen mir großen Spaß. Der letzte war etwas politischer und erzielte starke Reaktionen:

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Gestern Abend habe ich noch ein Foto bei FB gepostet, das ebenfalls eine politische Lesart zulässt (ging um die Farbe des Himmels), und auch da entsponn sich eine Mini-Diskussion.

Verrückter Himmel. Ohne Filter und technische Bearbeitung.
Verrückter Himmel. Ohne Filter und technische Bearbeitung.

Klar, damit muss man rechnen. Und trotzdem möchte ich mich einfach hinstellen, mit den Fingern schnippen und sagen: „So, ab jetzt: Weltfrieden!“ Die Gemütslage ist momentan so vergiftet und die Gemengelage so komplex, dass ich plötzlich wieder die Vorteile dieses Blogs zu schätzen gelernt habe, der sich ja mehr oder weniger als Einweg-Kommunikation etabliert hat.

Und gerade in diesen hysterischen Zeiten (die aber vielleicht auch immer so waren) schlägt das Schicksal dann zu und erstickt mal eben einen Großteil der herum fliegenden Funken. Mein Patenonkel ist gestorben. Am Ende doch ein bisschen überraschend, nachdem ich ihn (glücklicherweise) zu Weihnachten noch besucht hatte. Zugegeben, in den letzten Jahren ist der Kontakt weniger geworden, doch in den ersten zwanzig Jahren meines Lebens stellte dieser Mann eine feste Größe für mich da: nett, großzügig, verlässlich – und bärenstark. Die Sommerferien auf seinem Bauernhof sind und bleiben unvergessene Kindheitserinnerungen. Er hat mir mein erstes Auto geschenkt: einen apfelgrünen Trabbi (über den ich allerdings auch manchmal geflucht habe).

Detlef

Jetzt tippe ich nebenbei die Beerdigung als Termin in meinem Smartphone-Kalender, was an sich schon ein unmöglicher Satz ist, und während ich sogar kurz zögere, ob man seinen Namen am Ende(!) mit „f“ oder mit „v“ schreibt, fängt mein Kopf an zu pochen, weil ich ahne, dass diese Trauer wieder so eine Halbwertzeit hat, wieder so eine seltsame un-tote Un-Trauer ist, die sich erst am Grab, im Kreise der Familie richtig artikulieren wird – und dann immer, immer wieder, wenn ich von nun an in Zukunft da oben in der Gegend unterwegs bin. Ich weiß es, und es wird mich trotzdem überraschen. So ist das Leben.

Verrückt.

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