Ich-Museum

Aus
Aus

Hab gestern beides gemacht, Vernissage und Lesung, ein bisschen halbherzig vielleicht, aber unterm Strich, glaube ich, die richtige Entscheidung. Die Ausstellung meines EX-Mitbewohners (Rocket & Wink) im Museum für Kunst und Gewerbe ist für jeden, der sich für Design-Kunst-Kommerz-Pop-Kultur interessiert, ein MUSS. Absolut beeindruckend, wie variabel und zugleich „aus einem Guss“ deren Output ist. Hammer.

Das Lustige ist: ICH hänge auch im Museum. Hab nämlich damals für die ersten Whatever-Magazine kurze Texte und Gedichte beigesteuert. Und die sind da auch zu sehen … cool. Draufklicken!

gestellt
gestellt

Ansonsten? War die Lesung auch klasse. Matthias Politycki ist einer der letzten richtigen Autoren. Fertig. Und außerdem – gemeinsam mit seiner tollen Frau – ein wunderbarer Gastgeber.

Cool Tour

Cooltour

Manchmal wünschte ich, ich könnte mich teilen. Wochenlang tote Hose und heute Abend zwei tolle Veranstaltungen gleichzeitig, und bei beiden stehe ich auf der Gästeliste … toll … nein … verdammt!

Matthias Politycki stellt seinen neuen Roman im Literaturhaus vor und mein ehemaliger Mitbewohner feiert eine Vernissage im Museum für Kunst und Gewerbe. Und beides war heute Kultur-Tipp in der Mopo, lustig, als wäre Hamburg keine Weltstadt, sondern irgendwie Bielefeld oder Schleswig, egal, ich rechne immer noch herum, ob ich es erst ins Museum und dann noch ins Literaturhaus schaffe. Auf der anderen Seite ist es gut möglich, dass sich mein Mitbewohner nur „maskiert“ zeigt und nichts sagt (war laut Mopo zumindest bei der Pressevorführung so), dann hätte man auch nicht so richtig was davon. Aber da kommen bestimmt ganz wichtige Menschen, also, im Ernst, jetzt mit dem Buch im Gepäck … da MUSS ich doch hin … auf der anderen Seite … vielleicht gerade deswegen lieber Literaturhaus … bisschen mit meinem Verleger quatschen … Flagge und Gesicht zeigen … Hach … ich bin so … boheme … äh, bohemien … behämmert …

Go, Wesp

Go Wesp

Heute morgen hatte sich eine Wespe in die U-Bahn verirrt und kam nicht wieder raus. War ganz schrecklich mit anzusehen, wie die da panisch hin und her flog. Das ganze Kunstlicht, der Krach, die Gerüche, was für ein Horror. Wo kam die wohl her? Wie lange schwirrte die da schon herum? Kommt sie jemals wieder frei? Musste an diese neue TV-Serie denken, Under the dome, wo ein Dorf plötzlich unter einer riesigen Glaskugel festsitzt – obwohl, jetzt, wo ich darüber nachdenke, klingt eigentlich ein bisschen nach Berlin zu DDR-Zeiten.

Sommer?!

Sommer

Drei Birken, schreien(d) gelb
der Sonne nach
schützen Schwerpunkt des Dreiecks
küssen Herbstkind wach

Früchte, die ich einst gesät
hängen heut zu hoch
bedeutungsschwanger, leichter werdend
ernte ich sie doch

Niemals zwei die gleichen Birken
das Gelb ist nie nur eins
Schwerpunkt tritt heraus
denkt sich seins

Drei Wildgänse fliegen
wild, der Sonne nach
Zwei kommen nur zurück
küssen Herbstkind wach

Hab ich vor 20 Jahren mal geschrieben. Klingt auch so. Damals viel Hesse gelesen.

Echt traurig

Echt traurig

Seltsame Tage gerade. Ich habe gestern (viel zu spät eigentlich) eine Trauerkarte für eine ganz tolle Kollegin gekauft, deren Vater überraschend gestorben ist. Und dann klappe ich die Karte auf und sehe, dass da Textbeispiele drin sind, also vorgefertigte, warme Trostphrasen. Sind die Menschen nicht mehr in der Lage, sich ein paar eigene Zeilen zu überlegen oder ganz einfach auf ihr Herz zu hören? Ich meine, vielleicht gibt es auch keine Empathie mehr, eine Ahnung. Entlang der B75 hängen auf jeden Fall die schlimmsten Wahlplakate der NPD, die ich je gesehen habe, wo ich mich frage, wie das legal sein kann, und warum das keine Volksverhetzung ist, wenn man schreibt: Lieber Geld für Oma als für Sinti und Roma (oder so ähnlich)! Gestern in dem Kanzler-Film meiner Kollegen Kloft und Jacobs ging es in der Ära Schröder um die „Gerd-Show“, die damals Satire sein sollte, aber echt derbe war, und da sagte ein nahestehender Mitarbeiter Schröders, man könne nicht immer gelassen sein, man müsse sich auch mal wehren bzw. abwägen, wann aus Gelassenheit Dummheit wird. Ich merke nur, wie es mir schwer fällt, gelassen zu bleiben, wenn ich an einem Plakat vorbeifahre, auf dem ein blondes Mädchen lacht und darunter steht: „natürlich deutsch“ – Und klar, jetzt gehen die Propagandisten nach Berlin-Hellersdorf und erzählen den wütenden Bürgern da, was sie hören wollen, und plötzlich haben wir die altbekannte Situation, dass, nur weil die bürgerlichen Parteien zu blöd sind, komplexe Probleme wie Einwanderung weitsichtig und sensibel zu lösen und vor allem auch die Maßnahmen verständlich zu kommunizieren, die Radikalen wieder mit dem Kescher rumlaufen und frustrierte Wähler einsammeln können. Vielleicht sollte man den Politikern der großen Parteien noch mal klar machen, dass nicht alle Wähler „humanistisch gebildet“ und politisch besonnen zur Urne schreiten – manche sind auch einfach nur alt genug.