Zwischenhoch

Herrje, hab gerade gesehen, dass der letzte Eintrag über 4 Monate her ist. Das geht natürlich nicht. Gibt so viel zu kommentieren, vor allem Schlimmes. Und ich merke, dass ich das momentan nicht kann. Dass ich mich an die schönen Dinge klammern möchte, die hoffnungsvollen. Hinzu kommt, dass ich gerade wieder eine Phase bei der Arbeit erlebe, wo ich froh bin über jeden Tag, an dem ich einigermaßen funktioniere. Mein 4-Teiler für den SRF über SchweizerInnen am Persischen Golf geht in die letzte Runde. 3 von 4 Folgen sind abgenommen, Montag muss ich noch einmal nach Doha. Kann sagen, es war eine tolle, spannende Erfahrung, aber eben auch eine sehr anstrengende, langwierige Produktion. Das sind diese Produktionsphasen, wo du wirklich an jedem (Arbeits-)Tag Output produzieren musst, wo du auch nicht krank werden darfst. Aber gerade der Druck, dass du weißt, du darfst nicht krank werden, sorgt natürlich dafür, dass du plötzlich Kopfschmerzen bekommst …

Also, schnell gute Nachrichten: Unsere Fußballfrauen – großartig. In jeder Hinsicht. Freue mich sehr, dass ich noch nicht im Flieger sitze, wenn das EIMG_8585ndspiel läuft. Überhaupt rettet mir der Fußball nach wie vor täglich das Leben, und ich danke dem Himmel, dass ich immer noch selber spielen kann. Dass meine Söhne noch mit mir kicken gehen und auch keiner komisch guckt, wenn ich abends mal alleine hier in Stapelfeld auf den Platz gehe und mich mit dem Ball am Fuß ein bisschen bewege. Hab letztens wieder meinen alten Hummel-Ball hervorgeholt. Das ist wirklich eine Kanonenkugel, aber auch unzerstörbar. Im Grunde der perfekte Trainingsball, weil man, wenn man dann plötzlich wieder mit den modernen Bällen spielt, das Gefühl hat, man könnte Pässe über den ganzen Platz spielen.

Meine Mutter hatte eine komplizierte OP im Gesicht, aber es scheint alles gut gegangen zu sein. Auch das ist unterm Strich eine gute Nachricht. Die OP war hier in Hamburg, meine Frau und ich konnten ein bisschen bei der Logistik helfen, und auch dafür bin ich dankbar: dass ich diese Frau an meiner Seite habe.

Und diese Kinder, die so viel Freude machen. Die nett sind, ohne brav zu sein. Lustig, aber nicht auf Kosten anderer, und wenn, dann immer liebevoll. Der Jüngste hat uns gestern Abend noch ein Foto geschickt: er nimmt meinen Debütroman Jugendstil als Lektüre mit in den Urlaub. War total gerührt (auch wenn ich es erst glaube, wenn er es wirklich gelesen hat).

Und ich mache wieder mehr mit meinen Händen. Erneuere Dinge. Repariere sie. Hab mit meinem Onkel zusammen die Windschutzscheibe an meinem Volvo gewechselt, weil die alte einen Riss hatte. Carglass wollte 1200 Euro, meine Werkstatt immerhin noch 900 Euro. Also hab ich mir für 140 Euro eine Scheibe im Zubehör besorgt, den richtigen Kleber, Primer, und der Rest waren Muskelkraft und Fingerspitzengefühl. Und ein guter Freund von mir hat mir ein paar Tage später noch die Schalter für die elektrischen Fensterheber repariert – einfach ausgebaut und die Kontakte geputzt. Hammer. Richtig Geld gespart. Hätte ich beides alleine aber auch nicht geschafft. Und die Katzen haben neue Körbe bekommen. Freue mich ja auch da, wie sie immer noch meinen Kratzbaum benutzen, den ich ihnen damals zum Einzug gebaut habe.

vorher
vorher
nachher
nachher

Überhaupt, unsere Tiere. Der Isländer meiner Frau. Steht eigentlich zu weit weg, immer ein bisschen krank, aber der süßeste Gaul, den ich kenne. Wenn wir abends nach der Arbeit hinfahren, und ich ihn dann aus der Herde hole, das Halfter anlege, ihn ein bisschen putze, das ist wirklich Therapie vom Feinsten. Und auch dafür bin ich dankbar, unendlich dankbar, weil ich weiß, dass das alles andere als selbstverständlich ist.

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Weil es, ausgelöst durch den Krieg, eben ganz viele schlechte Nachrichten gibt. Im Moment zeigt sich ja gerade, wie rückständig wir eigentlich sind, in vielen Dingen, eigentlich in den meisten. Gerechte Verteilung der Ressourcen, weltweit implementierte Energieeffizienz, Umsetzung gemeinsamer Klimaziele, Nahrungssicherheit und Frieden für alle, das kann doch nicht so schwer sein. Nicht nach dieser langen Probezeit. Aber der Mensch wird eben nicht besser, sondern jede(r) Einzelne einer neuen Generation fängt als Mensch im Grunde seines Herzens scheinbar bei Null an. Anders ist das nicht zu erklären.

Irgendwann – und ich hoffe, dass das noch lange dauern wird – werden intelligente Außerirdische auf die Erde kommen und nach Indizien für unseren Untergang suchen. Und wenn sie RICHTIG intelligent sind, werden es Zeichen wie diese sein, anhand derer sie den ganzen Wahnsinn unserer Zivilisation werden rekonstruieren können ;-)

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Hier steckt wirklich SEHR viel zwischen den Zeilen …

 

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