Gedankengänge

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Heitere Aussichten! Oder: Gut gedüngt, ist halb geblüht!

Habe gestern erfahren, dass das Schweizer Fernsehen im Juni nochmal meine Serie über die SchweizerInnen in Moskau ausstrahlt. Vielleicht haben sie Not, weil viel weggebrochen ist, wegen Corona, andererseits, vielleicht wiederholen sie es auch, weil es schönes Programm war. Musste bei der Gelegenheit an die Reihe davor denken, die ich fürs SRF gemacht habe, die SchweizerInnen in New York. Und dabei musste ich an eine Band denken, die ich zufällig entdeckt habe, Bird Courage, wobei, streng genommen, eigentlich nur einen von ihnen, den Sänger und Songwriter. Ich war damals auf dem Nachhauseweg, irgendwo in Brooklyn, und wartete unten am Gleis auf die Metro. Ich glaube, die Station war Bedford Avenue. Jedenfalls spielte und sang dieser junge Mann auf der anderen Seite, am Gleis in der Gegenrichtung. Und ich erinnere mich genau daran, wie ich das nicht glauben konnte, dass jemand so singen und sich gleichzeitig so auf der Gitarre begleiten kann. Ich bin dann rüber und hab ein paar Stücke lang zugehört. Eine Bahn nach der anderen fuhr vorbei. Am Ende hab ich ihm eine EP abgekauft, selbst produziert, für 10 Dollar. Hab sie eben auf dem Rückweg vom Trommeln nochmal im Auto gehört, großartig.

Warum ich das erzähle? Weil ich das alles manchmal nicht raffe; dass sich der größte Mist wie doof verkauft, während großartige Künstler nicht wissen, wie sie die Miete für den nächsten Monat aufbringen sollen.

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Heute habe ich z.B. ein bisschen für mein Buch recherchiert, es ging um die Oper Carmen. Auf jeden Fall kommt bei Google, wenn man das eingibt, als erster Treffer Carmen Geiss, und zwar auch in der Kombination mit Sängerin, kein Scheiß, da suchst du nach einer Oper von Weltruf und landest stattdessen sofort bei einer Frau, die sich Sängerin nennt, weil sie wegen einer zweifelhaften Reality-TV-Karriere über genug Follower bei Instagram verfügt, um sich zu allem Überfluss auch noch an Schlagern zu versuchen. Also, soll sie ja, aber warum verdrängt sie damit wie ein Plattfisch alle anderen Fische im Aquarium?

Ich habe mir jetzt auch nochmal zwei Tage frei genommen, um übers Wochenende vielleicht die erste Fassung des neuen Buches abzuschließen. Und auf der einen Seite nervt es natürlich unheimlich, dass man alles dem Job unterordnen und sich immer Zeit freischaufeln muss, um zu schreiben. Und dass man dann, wenn man sich die Zeit genommen hat, sofort auf Knopfdruck funktionieren muss. Auf der anderen Seite weiß ich, dass es in Zeiten wie diesen auch Sorgen nehmen kann, wenn man eine Festanstellung hat und weiß, woher am ersten des Monats die Kohle kommt. Bedingungsloses Grundeinkommen, das wäre doch eine Lehre, die man jetzt aus der Krise ziehen könnte. Aber gut, im weltweiten Vergleich sind meine Probleme Luxusprobleme, weiß ich wohl.

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Ansonsten? Hoffe ich, dass der Kollege Stuertz bald mal wieder seinen Zauberstift zückt, mir fallen im Moment wieder so viele Bilderwitze ein. Andererseits muss der auch gucken, dass er irgendwie seinen tollen Debütroman bewirbt. Alles nicht so einfach!

Hier die tolle Band Bird Courage aus Brooklyn. Stay safe and support your local artists!

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