Teil-Belastung.

Teil-Belastung. Belaste meinen kaputten Fuß nur teilweise. Mit einem Druck, der ungefähr 20 Kilogramm entspricht. Weil er, der Fuß, der vollen Belastung womöglich noch nicht standhält. Frage mich, ob das nicht auch auf andere Körperteile übertragen werden kann; dass man zeitweise vielleicht auch sein Gehirn oder sein Herz teilbelastet, vielleicht sogar unbewusst, ganz ohne ärztliche Anweisung. Weil auch alles andere dem Druck manchmal nicht standhält!?

Ach, was weiß ich? Konnte ja nicht einmal das Kreuzworträtsel in der BUNTEN lösen. Da waren echt ganz schwierige Fragen drin: Fluss in Schottland mit X Buchstaben? Wie in den alten Kreuzworträtseln meiner Oma. Und im Internet nachgucken, mache ich nicht. Mut zur Lücke. Das Rätsel in der MOPO ging dann aber ganz gut, hat mein Ziehsohn gemacht. Und ich habe ihm geholfen, wenn er nicht weiterwusste.

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Ich war mal ganz schlau. So vor 20 Jahren. Jetzt lese ich und recherchiere wirklich interessante Themen, vergesse die Hälfte jedoch sogleich wieder. Hab mir früher allerdings auch immer Notizen gemacht und diese dann bis zum Erbrechen „studiert“. Deswegen heißt es ja auch Studium.

Habe gerade eben das neue Buch von Karen Köhler durchgelesen: Miroloi. Es erscheint erst am 19. August, aber wir haben es jetzt schon bekommen, weil die Autorin demnächst bei den Alphabeten zu Gast ist. Ich bin mir nicht sicher, ob es noch eine Sperrfrist gibt, deswegen will ich gar nicht zuviel verraten.

Nur soviel: Die kreative Arbeit mit der Sprache gefällt mir sehr. Die Wortschöpfungen und Satzkonstruktionen. Ich sammele ja immer „gute Sätze“ oder gute Passagen, um sie dann im Interview auch mit den Autoren und Autorinnen zu besprechen, und diese guten Sätze lese ich, wenn ich beim Lesen des Buches drüber stolpere, immer sogleich mit der Sprachfunktion des Smartphones ein, das geht am schnellsten. Und bei vielen guten Sätzen in diesem Buch von Karen Köhler kapituliert diese Funktion, weil der Computer die Worte nicht kennt und er sich auch nicht vorstellen kann, dass sich jemand solche Worte ausdenkt und schreibt. Und das, glaube ich, ist ein schönes Kompliment.

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Parallel habe ich abends, wenn ich mit meiner Freundin beim Pferd war (damit mir zuhause nicht die Decke auf den Kopf fällt), in einem anderen kleinen Buch gelesen, das ich in letzter Zeit immer in der Tasche mit mir herum trage: Die Herzlichkeit der Vernunft, Gespräche zwischen Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge. Kluge-Gespräche, wenn man so will. An einer Stelle fragt der Jurist und Schriftsteller Kluge den Juristen und Schriftsteller von Schirach, wann er denn vom Juristen zum Schriftsteller gewechselt sei. Und von Schirach erzählt erstmal von den Gemeinsamkeiten der Gewerke, dass nämlich der Verteidiger auch immer dem Richter einer Geschichte erzählen müsse, die dem Richter den Angeklagten näher bringt und menschlicher macht, um so womöglich das Urteil zu mildern. Und am Ende kommt er zu der Erkenntnis: „Der Leser ist, wenn Sie so wollen, der Richter des Schriftstellers.“

Wenn das nicht utopisch und völlig verfehlt wäre, müsste man die Menschen eigentlich zwingen, dieses kluge Büchlein zu lesen.
Du bist wie ein Gürtel
der mich zusammenhält
ein Mitbringsel
von unterwegs
aus kostbarem

fast verbotenem
Material
reingeschmuggelt
hab ich Dich
und jetzt die Angst

abzunehmen

 

 

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