Blog-Haus wieder geöffnet

Mein alter Freund Nils hat mich vor ein paar Tagen angerufen. Er hatte in meinem Blog gelesen, dass ich mir den Knöchel gebrochen habe und wollte hören, wie es mir geht. Habe mich total über seinen Anruf gefreut und daraufhin beschlossen, wieder einen kleinen Eintrag zu machen, auch wenn es mir ein bisschen schwerfällt, längere Zeit am Schreibtisch zu sitzen. Aber offenbar wird dieser Blog als Nabelschnur genutzt, also muss auch weiterhin Blut durchfließen …

War Montag wieder zur Kontrolle. Trage den Gips jetzt seit 4 Wochen, habe also 2/3 der Zeit um, aber der Arzt wollte sich noch nicht festlegen, bis wann ich den Gips noch tragen muss. Diese 6 Wochen seien eben nur „Erfahrungswerte“ – Würg! Habe mich ja wirklich einigermaßen mit dem Gips und der Situation arrangiert (auch wenn die beste Freundin aller Zeiten meint, ich sei ein bisschen wehleidig), fürchte aber, dass es noch dauern wird, bis ich wieder auf dem Fußballplatz stehe. Hab zwischendurch mal die Sportsachen sortiert und gedacht, die lange Unterhose brauchst du gar nicht wegzupacken. Wenn du wieder spielst, ist Winter. DAS beschäftigt mich in der Tat.

IMG_0304

Ansonsten hat mir die Arzthelferin erst mal erklärt, was eigentlich wirklich in meinem Fuß passiert ist. Hatte das gar nicht so verstanden, dass an dem Knöchelstück, das gebrochen ist, auch die Bänder sitzen, die somit natürlich auch an der Stelle komplett abgerissen sind und nun wieder anwachsen müssen. Ich frage mich, wie das faktisch geht. Reichen sich Knochenzellen und Bänder da ganz fest die Hand und lassen niiieee mehr los? Und wenn es geht, muss man sagen, das der Körper ein absolut faszinierendes Werkzeug ist. Eines, das einem nicht nur alles ermöglicht, sondern sich auch noch selbst repariert. Das kann kein Auto, egal wie modern und teuer es ist.

Habe allerdings auch, seitdem ich das mit den abgerissenen Bändern weiß, das Gefühl, dass es in dem Knöchel kribbelt und prickelt. Sind vielleicht Heilungsschmerzen. Und ich habe auch das Gefühl, dass ich noch vorsichtiger sein muss, weil da jetzt diese Weichteile wieder zusammenwachsen müssen. Dabei wird man natürlich ein bisschen blöd. Gestern saß ich am Laptop, um ein paar meiner laufenden Filmprojekte zu bearbeiten, da ist der Kater mit Vollspeed angerauscht gekommen und natürlich gegen den Fuß gedonnert. Hab ziemlich mit ihm geschimpft und dann gesehen, dass er mir vorher die kleine Plüschmaus an den Gips gelegt hatte, die er immer für mich apportiert, wie ein Hund, ehrlich. Jedenfalls wollte er nur spielen, und als ich nicht reagiert habe, ist er eben da hingesprungen, wo er die Maus abgelegt hatte – an meinem Gips. Fühlte mich prompt mies, als hätte ich einen der Söhne zu Unrecht beschuldigt.

Größte Herausforderung des Tages ist es, heile die steile Wendeltreppe in der Wohnung runter zu kommen und an alles zu denken, was man von oben mit runternehmen wollte, um ja nicht wieder hoch zu müssen und die Treppe ein zweites Mal zu nehmen.

Aber es gibt auch gute Seiten: Verbringe Zeit mit meiner Liebsten und komme zum Lesen. Und zum Serien gucken, was ich sonst nie mache. Interessant, was es da alles gibt. Aktuelle Lieblingsserie: Rocco Schiavone -Der Kommissar und die Alpen (ein ziemlich dämlicher deutscher Untertitel, genauso wie in Die Brücke – Transit in den Tod, das schauen wir uns als nächstes an). Wie immer sind die ersten Folgen stärker als die neueren, trotzdem hatten wir großen Spaß dabei, mit diesem knorrigen, alten Bullen auf Spurensuche zu gehen.

Snapseed

Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich wirklich gerne Score Hero spiele. Jeden Tag ein paar Minuten, bis die Energie verbraucht ist. Es frisst also nicht soviel Zeit. Mein jüngster Sohn hat mir das Spiel auf dem Telefon eingerichtet und den Avatar nach mir benannt: Anders. Spiele mittlerweile die 22. Saison und habe große Freude daran zu sehen, wie mein virtuelles Ich auch älter wird, mit Verletzungen zu kämpfen hat, ein Comeback nach dem anderen erzwingt und jede Saison um einen neuen Vertrag kämpft. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das Spiel hört mich ab und individualisiert die Challenge nach meinem realen Erleben. Ist aber, glaube ich, Quatsch. Fühle mich jedenfalls tatsächlich ein bisschen mit meinem Avatar verbunden, auch wenn man das hier nicht so öffentlich schreiben sollte. Egal. Jetzt ist es raus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert