In Stelling bringen

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Heute ist mal wieder so ein Tag, an dem ein Blick in die Zeitung genügt, um nachhaltig schlechte Laune zu kriegen. Streng genommen, reichen die ersten 3 Seiten der Süddeutschen. Artensterben auf den Seiten 1 und 2 (das Problem wird auf der ersten Seite benannt, aber es wird nichts nützen, das ist krass) und auf Seite 3 ein Feature über eine Stadt in Südafrika, namens Orania, in der es Weiße „geschafft“ haben, dass da nur Weiße leben. Obwohl es natürlich auch in Südafrika von der Verfassung her verboten ist, einen Ort nur für Weiße zu schaffen. Aber die Bewohner tricksen. Sie organisieren ihre Stadt Orania als Firma, an der die Bewohner Anteile erwerben können. Eine Aufnahmekommission entscheidet, wer in den Ort kommen darf. Und – Überraschung! – Nichtweiße sind unerwünscht.

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Ich will nicht immer sagen: Die Welt ist schlecht! Ist sie ja auch nicht. Der Mensch hat viele schlechte Eigenschaften und die lebt er aus. Manchmal rücksichtslos. Und die Welt ist deswegen in einem schlechten Zustand. So vielleicht. Und, klar, das Leben als Erwachsener mit Kindern in der modernen Zivilisation ist ein anstrengendes. Eines mit Sorgen und Verpflichtungen, und zwar so viel davon, dass die Lebensfreude manchmal darunter leidet.

Dieses „Leben“ beschreibt Anke Stelling auf geradezu erschreckend beeindruckende Art und Weise in ihrem neuen Buch Schäfchen im Trockenen. Lese es gerade, weil sie bald bei uns im Podcast zu Gast ist und ich natürlich gerne vorbereitet wäre. Überlege, ob ich das Eis mit einem Kalauer breche, nach dem Motto: Anke, in Hamburg bist Du jetzt so berühmt, die haben sogar eine Autobahnabfahrt nach Dir benannt … ja, ich weiß, dass das Stellingen heißt, aber darum geht´s ja nicht. Ich möchte die Frau zum Lachen bringen, ihr Text ist so ernst und ihre Erzählerin so sorgenvoll, dass ich ganz demütig werde. Frage mich natürlich auch, wie leicht oder schwer das Leben von Anke Stelling selbst ist. Andererseits beneide ich sie darum, dass sie jeden Tag schreiben kann. Jeden Tag, bis es sitzt.

Apropos, bis es sitzt. Muss, bei aller Bescheidenheit, leider kurz vom Wochenende erzählen. Hab im Top-Spiel gegen Glinde tatsächlich mal wieder einen Freistoß direkt verwandelt, mit Vollspann direkt in den Winkel, ernsthaft, kein Blatt passte da mehr zwischen. Hat natürlich keiner gefilmt, deswegen haben es meine Söhne wieder nicht geglaubt, naja, ich hab dann gesagt, so ein bisschen wie Michael Ballack bei der EM 2008 gegen Österreich, also, ein bisschen so, gibt´s bei Youtube, ist mir jetzt zu blöd, das reinzustellen. Jedenfalls: Diese Momente zu erleben, ist in der Tat auch ein großes Geschenk. Deswegen ist die Welt auch nicht schlecht. Viel euphorischer und zufriedener kann man einen Sonntag nicht verbringen.

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