Poly Tick – Things with faces

Wer kennt diesen Mann?
Wer kennt diesen Mann?

Meine Freundin ist ein großer Fan von Things with Faces. Ob ihr der Greis auf der Fliese gefällt?

Wir haben gestern Abend nochmal lange über die Özil/Gündogan-Frage diskutiert. Also, ob man die vielleicht doch nicht hätte für die WM nominieren sollen. Sie kennt die Türkei sehr gut und war da eindeutiger als ich. Ich vertrat in erster Linie den Standpunkt, dass ich Löws Reaktion auf diese Frage bei der Pressekonferenz souverän fand, ohne dass ich jetzt sagen könnte, ob es die richtige Entscheidung ist, die beiden mitzunehmen. Man weiß ja auch nicht, wie das hinter den Kulissen jetzt noch aufgearbeitet wird. Vielleicht lädt Oliver Bierhoff ja mal Jan Böhmermann ins Trainingslager ein. Oder Deniz Yücel (oh, verdammt, sehe gerade, dass das vor drei Tagen schon ein BILD-Journalist vorgeschlagen hat).

Auf jeden Fall kann man festhalten: Erdogan spaltet nicht nur sein Volk, sondern phasenweise auch meine Beziehung. Wo soll das enden?

Habe heute bei der Arbeit ein neues Doku-Thema bekommen. Darf noch nicht konkret drüber sprechen, ist aber für ZDF History, und ich finde es sehr interessant. Der zuständige Redakteur in Mainz gab mir zwei Film-Tipps als Sehbeispiel, habe mir natürlich sofort angeschaut. Vor allem die eine Doku, Devil Dogs, war wirklich toll. Da geht es um einen Franzosen, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, eine bestimmte Schlacht zwischen den Deutschen und US-Marines, den „Devil Dogs“, im 1. Weltkrieg aufzuarbeiten (die US-Marines haben den Franzosen geholfen, damit die Deutschen nicht Paris erreichten). Und das war sehr gut erzählt. Der Hobby-Forscher sagt an einer Stelle, dass dieser Krieg für ihn erst da wirklich erfahrbar wird, wo er die Schicksale einzelner Soldaten aufspürt, und das schafft er wie ein Schatzsucher und Detektiv. Er besucht sogar eine Familie in Kentucky und bringt denen die „Hundemarke“ ihres verstorbenen Großonkels, von dem es sonst nur noch ein einziges Foto gibt. Und er kann denen plötzlich die ganze Geschichte der Truppe erzählen. Da hätte ich fast geheult. Obwohl ich sonst überhaupt nicht so auf Kriegsfilme stehe.

Ich erinnere mich aber auch, dass ich einen ähnlichen Satz mal in meinem zweiten Roman „Kunststoff“ geschrieben habe; dass Krieg nie Ländersache sei, sondern ein Keller, der als Bunker dient, oder zwei Quadratmeter Schützengraben.

Die zweite Doku, die ich mir angeschaut habe, Hitlers England, hat der zuständige ZDF-Kollege selbst realisiert. Auch schön. Ein Film über die Kanalinseln, die während des 2. Weltkriegs ein paar Jahre in deutscher Hand waren. Vor allem Juden und russischen Kriegsgefangenen wurde dort grausam mitgespielt. Musste beim Schauen des Filmes an die AFD denken und die Verteidiger von Ralf Wohlleben in dem NSU-Prozess.

Und damit setze ich meinen Schlusspunkt: Dieses am Ende, trotz des Horrors, beruhigende Gefühl, das man früher, als junger Mensch, beim Rezipieren von Büchern oder Filmen aus dem Dritten Reich hatte, dass die Nazis ein Albtraum sind, der, Gott sei Dank, vorüber ist, und dass so etwas nie, nie wieder passieren wird, das ist leider vorbei.

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