Mann, Day

Das Leben ist reich an Facetten. Dieser Satz wird noch netter, wenn man weiß, was der Begriff „Facette“ ursprünglich bedeutet. War mir gar nicht so klar, wollte eigentlich nur checken, ob man das Wort mit einem oder zwei „c“ schreibt.

Facette

Fühle mich nach einem Wochenende mit Fulltime-Kinder-Fahrdienst etwas matschig. Hab sprichwörtlich die Nase voll und das Gefühl, dass mich die Grippe, die alte Hexe, jetzt doch erwischt hat. Nervig, weil es erstens viel zu tun gibt, und ich mir, zweitens, ein bisschen eingebildet habe, ich sei immun.

Habe immerhin eine kleine Wartezeit zwischen zwei Fahrdiensten nutzen können, um mir in einem Antiquariat in Altona zwei tolle Bücher zu kaufen: „Das Menschenfleisch“ von Marcel Beyer und einen Nachlass-Roman des viel zu früh verstorbenen Jörg Fauser: „Die Tournee“.

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Habe gestern bei bestem Wetter mit dem Fauser angefangen (und dabei verkühlt?). Die Geschichte spielt in den Achtzigern und u. a. auch in Berlin, von der Stimmung daher auf den ersten Seiten ein wenig wie „Apollokalypse“ von Gerhard Falkner, aber das mochte ich ja auch. Nur prosaischer. Ich bin ja schon seit „Rohstoff“ ein Fauser-Sympathisant und auch gestern sprangen mir gleich ein paar Sätze entgegen, darunter eine wunderbare Passage über eine bestimmte Volkspartei, die so aktuell ist, dass ich hätte schreien können – wenn der Kater dann nicht vor Schreck vom Tisch gefallen wäre:

Film und Fernsehen war nicht seine Welt, er las lieber und ging gern zum Boxen, und da war es wie mit der alten SPD: es gab keine guten Bücher mehr und es gab keine guten Boxer in Deutschland. Sie müssen erst wieder richtig Kohldampf schieben, dachte er, dann gibt es wieder gute Bücher und gute Boxer, und dann geht es auch der Partei wieder besser – und er hörte den Chor: Wissen wir, es muss gelingen. Mit uns zieht die neue Zeit …

Stark. Ich frage mich allerdings auch, ob das stimmt, mit dem Kohldampf. Und ob das auch im übertragenen Sinne gemeint sein kann. Der Mensch lebt schließlich nicht vom Brot allein …

Ansonsten?
Könnte man jauchzend in die Hände klatschen, weil Marco Reus wieder Tore schießt wie kein anderer hierzulande.
Könnte man ein bisschen bewundernd reagieren, angesichts der sehr kreativen und besonderen „Tatort“-Episode, die da gestern Abend in die deutschen Wohnzimmer geflimmert ist.
Könnte man krank werden, wenn man hört, was sich die Politiker auf der Sicherheitskonferenz so alles an den Kopf werfen. Und sich daraufhin ärgern, Kinder in die Welt gesetzt zu haben, wenn man nicht in derselben Sekunde wüsste, dass genau diese der Absurdität des Lebens einen vernünftigen Sinn geben (also, wenn sie denn schon mal da sind).

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