Leben dich

Bewegte Woche würde ich sagen. Montagmorgen: Weisheitszahn raus. War gar nicht so schlimm, bzw. mein Zahnarzt hat das gut gemacht. Er sagte, er wende eine neue Technik an, bei der man den Knochen zusammenpresse wie Styropor. Dankte dem Erfinder der lokalen Narkose.

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Dienstagabend eine Veranstaltung bei uns im SPIEGEL. Hatte im Vorfeld gar nix mitbekommen, dann aber schnell meiner Freundin Bescheid gesagt, die nämlich ein großer, nein, ein kleiner (aber immerhin) Claus Kleber-Fan ist. Ging um das erste Jahr der Regierung unter Trump, und das war ganz interessant. Vor allem, was der zweite Experte, der Politikwissenschaftler Michael Werz, gesagt hat. Ein Aspekt ist bei mir hängengeblieben: Werz meinte, die ganze Fake news-Debatte, bzw. andersherum, die Tatsache, dass Trump die Medien immer als Lügenpresse bezeichne, führe langsam zu einer Erschütterung des kollektiven Vertrauens innerhalb der amerikanischen Gesellschaft, weil plötzlich jeder alles hinterfragt und auch wichtige, konstituierende Rituale (vom wichtigen Smalltalk bis hin z.B. zu Dating-Regeln) langsam ihre Fundamente verlieren. Das heißt, die sehr heterogene Gesellschaft verliert ihre sozialen und kommunikativen Schmierstoffe. Da wäre ich tatsächlich so nicht drauf gekommen.

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Von Mittwoch auf Donnerstag wurde mein Schlaf technisch überwacht. Die Frage war: Habe ich Atemaussetzer, und, wenn ja, wie oft und wie lange? Das war vielleicht ätzend. Weil ambulant. Also zuhause, mit so einem tragbaren Messapparat, den ich mir vor die Brust schnallen musste (und die Stimme der Arzthelferin noch im Ohr: „Ganz normal hinlegen, wie immer“). Bin total verkabelt ins Bett gestiegen und fühlte mich echt plötzlich wie hundert. Die Auswertung hat allerdings ergeben, dass alles in Ordnung ist.

Donnerstag dann ein längeres, sehr gutes Gespräch mit meinem Chef. Fazit: Ich kann es mir zwar nicht leisten, werde aber wohl Ende des Jahres ein dreimonatiges Sabbatical einlegen. Bin ganz aufgeregt deswegen. Muss die Zeit natürlich gut nutzen, ohne mich unter Druck zu setzen. Puh, ob das klappt?

Abends dann noch kurz in die Trommelbude. Und da wurde es dann richtig bunt: Ich saß keine Viertelstunde hinter der Bude, da klopfte es an der Tür. Ich dachte schon, da wollte sich jemand beschweren, aber das Gegenteil war der Fall. Da standen zwei Typen vor der Tür, also, echte „Typen“, so Marke Motorradkneipe in Schleswig-Holstein, lachten verlegen und entschuldigten sich für den Überfall, um dann zu fragen, ob ich nicht bei ihnen einsteigen wolle, sie würden noch einen Trommler suchen. Nee, eigentlich noch besser: Ihr Trommler wäre jetzt der Sänger und deswegen bräuchten sie einen neuen Trommler. Ich war echt total gerührt, entgegnete aber, eigentlich würde ich im Moment nur so für mich trommeln, um wieder fit zu werden. Der eine von beiden, der sich als Manager entpuppte, wollte mir aber zumindest noch ne CD mitgeben. Also ging ich mit ihm zum Auto und … naja, es glaubt einem ja keiner, wenn man es nicht fotografiert …

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Ein Manager als Bestatter? Leichenwagen als Tourbus? Oder was? Ich schwöre, andere Zeit, anderer Ort, andere Lebensphase – ich würde es versuchen.
Vielleicht.

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Auf jeden Falle eine lustige Begebenheit, da spätabends in Billbrook auf einem Parkplatz im Industriegelände. Oder um mit des Gunter Gabriel zu sprechen (R.I.P.): Sowas passiert einem natürlich nicht, wenn man zuhause auf der Couch liegt. Und das ist allerdings wahr.

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