Rückzugsgedanken

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Habe auf dem Rückweg von Sankt Petersburg das Buch von Mirko Bonné, „Nie mehr Nacht“ durchgelesen. Toll. Hatte seltsamerweise das Gefühl – jedenfalls an ein, zwei Stellen – dass er Jugendstil von mir gelesen haben muss, vor allem an einer Stelle, wo er den „jungen Belmondo“ erwähnt. Wie dem auch sei, es wäre mir eine Ehre. Ein Satz hat mir besonders gut gefallen (siehe Foto oben, letzter Satz).

Ansonsten gehen auch meine Tage hier in Russland wieder dem Ende zu. Ohne, dass es sich wie ein Ende anfühlt, weil ich ja noch ein paar Mal wiederkomme. Bin beinahe  genauso ein moderner Pendler wie meine Protagonisten. Und ich lerne wirklich dazu und -kennen und -schätzen. So werde ich versuchen, meiner Freundin irgendwann einmal das Soul Kitchen Hostel zu zeigen (siehe Foto oben).

Und ich sehe Russland jetzt nach meiner zweiten Reise wirklich mit anderen Augen. Verstehe langsam, warum das Volk Putin anders bewertet als der Westen. Weil es lieber vergleichsweise stabile Verhältnisse und volle Regale hat als einen demokratischen Rechtsstaat, wie wir ihn kennen. Das russische Volk hatte noch in den Neunzigern existenzielle Probleme. Es herrschte Chaos, was übrigens viele skrupellose Unternehmer für sich zu nutzen wussten. Aber mein Kameramann hat mir heute erzählt, dass er damals manchmal den halben Tag damit zugebracht hat, Lebensmittel zu beschaffen, um sich abends etwas Vernünftiges kochen zu können. Heute ist es für viele anders. Es gibt Coffee-Shops, ja, es gibt bei den meisten Dingen endlich eine Auswahl(!), und so sind die meisten Menschen, die auch die anderen Zeiten erlebt haben, froh, dass sie heute ein Leben führen können, dass wir – seit vielen Jahrzehnten –  als „normal“ bezeichnen.

Es ist ein bisschen so, wie ich mal über die so genannten „Wirtschaftsflüchtlinge“ gesagt habe: Wenn ich wüsste, dass es irgendwo ein Land gibt, wo ich viel besser für meine Kinder sorgen könnte, würde ich auch dorthin gehen. Vielleicht sogar über Leichen …

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