Schick-Saal

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Meine Stadt im Ausnahmezustand. OSZE-Konferenz. Seit Tagen überall Polizeipräsenz. Höchste Sicherheitsstufe. Bin gestern ausnahmsweise mal wieder mit der U-Bahn nach Hause gefahren. 10 Minuten Verspätung. Rappelvoller Waggon. Kaum Luft zum Atmen. Hab mich in dem Moment schon gefragt, was wäre, wenn nun jemand hier und jetzt eine Bombe hochgehen lässt. Man wäre chancenlos. Und dann musste ich an eine Dokumentation denken, die ich letztens morgens nebenher laufen ließ. Es ging um irgendeinen kleinen asiatischen Gebirgsstaat, keine Ahnung, jedenfalls sagte dort ein junger Mann, der für eine kanadische Firma im Goldabbau arbeitete, er spreche zuhause nicht über das Gold, weil er nicht wolle, dass seine Kinder später denselben Job machen, denn der Job sei ungesund, aber für ihn sei das nun okay, und wenn er denn dabei umkomme, sei das eben sein Schicksal. Und das sagte er so nüchtern und abgeklärt und irgendwie „groß“, dass mir echt die Spucke wegblieb.  In vollem Bewusstsein darüber, was er in seinem Leben schon gemacht hat, was er noch nicht gemacht hat, und was er hinterlassen würde. Grandios. Der Mann hatte offenkundig wenig Handlungsspielraum und sein Schicksal wirklich angenommen. Und dieser Gedanke, angesichts der ständigen Drohkulisse nicht verrückt zu werden, sondern dieser vielmehr eine gewisse geistige Größe entgegenzusetzen, hat mir sehr imponiert.

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