Weltanschauer

Gerade wieder zurück aus Köln. Hab gestern in einem sogenannten „Asyl-Archiv“ gedreht, also einem dieser Übergangsarchive, in denen die Bestände des eingestürzten Stadtarchivs gelagert werden. Sehr interessant, sich an dieser Stelle auch nochmal zu vergegenwärtigen, warum sich Städte überhaupt ein Archiv leisten. Dass jede alte Personalakte eines Beamters wie eine kleine Erinnerung ist und, andersherum, eine alte Stadt, deren Archiv plötzlich im wahrsten Sinne „verschütt“ geht, im Grunde wie ein Mensch, der an Demenz leidet.

In der mobil, der Kundenzeitschrift der Bahn, war ein etwas blutleerer Essay von Eckart von Hirschhausen übers Essen, allerdings mit einem sehr schönen Mark Twain-Zitat, das ich noch nicht kannte: „Nichts ist gefährlicher als die Weltanschauung von Menschen, die die Welt nie angeschaut haben.“

Ich bin in den letzten Jahren ja relativ viel herumgekommen, in den letzten Monaten auch wieder viel in Deutschland, gut, häufig auch nur entlang der Bahnstrecke Hamburg – Köln, aber immerhin. Es gibt da diesen Abschnitt irgendwo in der Mitte, wo sich große Ackerflächen mit Industrieanlagen paaren, und vorgestern auf der Hinfahrt ließ die Sonne das Ganze noch in so einem besonderen Licht erscheinen, und da dachte ich, ja, am Ende kann man dieses verrückte, kleine, bewunderte und verhasste Land vielleicht ganz angemessen in zwei derartigen Bildern beschreiben:

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