Fern sehen

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Haben gestern in einem alten Bunker-Club gedreht, dem „Griboedov“. Der Club besteht seit 20 Jahren und ist von jeher die kreative Keimzelle alternativer Musik in Sankt Petersburg. Gestern Abend hat dort eine Hip-Hop Band aus Moskau gespielt. Ich hab ein kurzes Interview mit dem Frontmann gemacht, und er erzählte ganz schön, wie wichtig es für einen jungen Künstler ist, Räume zu haben, in denen man ein bisschen unter dem Radar fliegt. Das Konzert erinnerte mich an die ersten H-Blockx-Auftritte im Jugendzentrum unseres Dorfes vor 25 Jahren, mit dem kleinen Unterschied, dass wir uns Zeit unseres Lebens nie besonders Gedanken über den Inhalt von Songtexten machen mussten. Der junge Frontmann machte ziemlich deutlich, dass unterirdische Clubs, in denen man ein bisschen unterm Radar fliegen kann, für russische Künstler überlebensnotwendig sind. Bei uns muss man sich schon explizit Erdogan widmen, bevor man Probleme bekommt. Ansonsten ist freie Meinugsäußerung, wie wir sie kennen, Gold wert. Nein, unbezahlbar.

Und? Gucke zum Ausgleich deutsches Fernsehen. Das ist verrückt: Gestern kam der Landarzt – aus der Heimat meiner Eltern (die Schleifähre, die der Arzt fährt, bin ich im Mai noch mit meinem Sohn gefahren) – und heute Michel von Lönneberga, und zwar die Folge, in der Michel Alfred im Schneesturm zum Arzt fährt und ihm so das Leben rettet. Dieser kleine Junge, mit einem Herz aus Gold und ein bisschen Pech mit seinen Streichen (die ja oft eher „Unfälle“ sind), wächst in der Not über sich hinaus, 100 Mal mutiger, willensstärker und tapferer als die „Großen“. Am besten ist der Moment, in dem Michel fast aufgibt und dann der Schneepflug von vorne kommt. Was für eine starke, wunderschöne Kindergeschichte. Werde aber, fernab von Heimat und Familie, gerade auch ein bisschen rammdösig. Ich glaube, ich gehe mal aufs Laufband …

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