Die Moral der Geschichte

Um mal mit dem Leichtverdaulichen anzufangen: In der taz war heute eine schöne Kolumne von Silke Burmester. Thema: die Trennung von Sky und Mirja du Mont bzw. der schwindende Niedergang des „Promi-Standortes“ Hamburg. Ich hab das Paar ja vor ein paar Wochen für die Ikea-Doku interviewt, weswegen mir meine lustige Freundin schon vor ein paar Tagen diese WhatsApp schickte:

skyumirja

Ehrlich gesagt, ich hab mich damals auch nach dem „Geheimnis“ dieser Ehe gefragt. Die waren schon cool zusammen, aber … tja, keine Ahnung, ich meine mich nur zu erinnern, dass er an dem Tag ziemlich schlimme Rückenschmerzen hatte. Er konnte kaum auf dem Hocker sitzen.

Hab meiner Schwester zum bestandenen Abitur das Manuel Möglich-Buch besorgt (sie fand seine Wild-Germany-Reportagen cool) und den Autoren vorher eine Widmung reinschreiben lassen. Das Brasilien-Kapitel im Buch fußt ja auf einer Reise, die Manuel und ich 2013 gemeinsam für ZDFneo unternommen haben, insofern hat dieses Geschenk schon einen „doppelten Bezug“. Bei der Gelegenheit hab ich auch mal im Netz geschaut, was Manuel gerade so macht, und bin auf ein altes TV-Promi-Ranking gestoßen:

manuelmoeglich

Ja, Manuel ist schon ein smarter Typ, aber dieses Glamouröse, Starmäßige sehe ich natürlich überhaupt nicht, nachdem wir wochenlang gemeinsam und vor allem „ungeschminkt“ unterwegs waren. Ist eher lustig und beinahe absurd, dass er da zwischen Til Schweiger und Mats Hummels auftaucht. Sieht er wahrscheinlich genauso.

Ansonsten? Hat Peter Fox auf irgendeiner Podiumsdiskussion offenbar irgendwas zur Komplexität der globalisierten Welt gesagt und dass uns das nötige Bewusstsein dafür fehle …

Mir wird Folgendes bewusst: Mein Ziehsohn und sein kleiner Stiefbruder sind gerade in Göteborg bei einer Jugend-Fußball-WM. Man kann im Internet die Spiele per Live-Ticker verfolgen, während die Eltern zuhause hocken und sich fragen, wohin man noch in den Urlaub fahren kann.

gothiacup

In die Türkei jedenfalls vorerst nicht mehr, was für den einen Sohn den Verlust eines mögliches Urlaubszieles bedeutet, für den anderen jedoch den Verlust seiner Heimat. Oder zumindest deren vorläufige Unzugänglichkeit. Meine Freundin hat immer noch Bekannte und Verwandte dort, was diese „Krise“ so nah an uns herangeholt hat, wie ich es noch bei keiner anderen zuvor erlebt habe. Die Angst der Menschen dort, auf die Straße zu gehen, und die bürgerkriegsähnlichen Zustände schilderte uns eine Verwandte schon am Morgen nach dem Putsch per Telefon. Und dass ihr diese unfassbare Nacht ihrem ganzen Schrecken „für immer in Erinnerung bleiben“ werde.

Ich spüre im Moment ein völlig neues Gefühl der Hochachtung für die Politik hierzulande und kann nur hoffen – in dem Wissen, dass gerade das in Frage gestellt wird – dass sie es langfristig schafft, das Volk als Ganzes zu betrachten und nicht zu spalten. Mittlerweile empfinde ich es als Zeichen großer Stärke, bspw. neuen radikalen Parteien immer erst mal unvoreingenommen zuzuhören, bevor man sie genauer unter die Lupe nimmt. Als sich damals die DVU gründete, hat man das ausgehalten. Denn wenn man gesagt hätte: Das sind die Bösen, alle Parteimitglieder verhaften!, wäre man keinen Deut besser gewesen als diverse Staatsoberhäupter in Europa, die aktuell demokratische Grundrechte mit Füßen treten.

Mal ganz einfach gefragt: Was ist das für ein Politiker, der sein Volk wie Hunde aufeinander loslässt?

Und jetzt kommt das Spannende: Es gibt in einer Demokratie keine richtigen oder falschen Meinungen. Kein demokratisches Staatsoberhaupt darf sein Volk in gut und böse unterteilen. Dafür haben wir die Gewaltenteilung. Das ist das Tolle an unserem System. Und obwohl ich es kritisiere, wenn es woanders passiert, merke ich jetzt in dieser Sekunde, da ich es schreibe, dass ich im Grunde auch gerne manchmal hierzulande bestimmen würde, wer gut und wer böse ist. Dass ich der kleinen DVU im Nachhinein ihren Aufmarsch gönne, aber jetzt die AfD als so große Bedrohung empfinde, dass ich „mein“ demokratisches Deutschland eigentlich davor bewahren möchte, dass sie sich selbst – mit ihren eigenen Mitteln – in die falschen Hände begibt. Ja, ich möchte sie regelrecht beschützen. Nicht gerade mit Gewalt, aber notfalls durch Notstandsgesetze. Oder vielleicht sogar doch mit allen Mitteln?!

Ich muss mich mal wieder dringend mit Moralphilosophie beschäftigen.

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