Masterplane

Was Christo here?
Was Christo here?

Freitag zuhause geblieben, weil wir Samstag die Wohnung gestrichen haben. So war denn freitags tagsüber noch einiges zu räumen und vorzubereiten. War dann irgendwann damit durch und hab seit Jahren mal wieder das Vorabendprogramm im ZDF geschaut. So ein heimeliger Harmlos-Krimi aus Kitzbühel und die „heute“-Nachrichten. Das war ziemlich retro. Und erst die Fernsehwerbung dazwischen, ungelogen, 90 Prozent der Spots waren für Mittel gegen Schlaflosigkeit, innere Unruhe, Rheuma- und Gelenkschmerzen. Wahnsinn. Fühlte mich jedenfalls sofort 20 Jahre älter. Mir taten allerdings auch tatsächlich die Knochen weh …

Abend lief auf arte so eine Essens-Doku mit Gérard Depardieu. Fand den Film ganz schön, aber Depardieu selbst wird – für meinen Geschmack – immer unappetitlicher. Wie er sich bewegt und isst und beim Essen spricht, das hat mich ein bisschen an meinen Dreh mit Gunter Gabriel erinnert – in seinen schlechten Momenten, wohlgemerkt. Gunter ist zwar auch crazy, aber auf eine nette Art.

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Gourmet Gabriel

Depardieu hat für mich persönlich wirklich etwas „Verrücktes“. Und dann diese Nähe zu Putin!? Bei Gerhard Schröder denke ich manchmal, dessen Freundschaft zu Putin bewahrt den russischen Staatschef vielleicht sogar davor, eine richtige, weltpolitische Dummheit zu begehen. Bei Depardieu ist das anders. Da kann ich mir in der letzten Ecke meiner kranken Fantasie auch vorstellen, wie der und Putin in irgendeinem Atombunker in Sibirien eine Welt-Abrissparty feiern, tonnenweise Kaviar vernaschen und sich das ganze Chaos live im Fernsehen reinziehen. Nein, Gerrit, das ist Quatsch, und soweit wird es BESTIMMT nicht kommen.

Hoffentlich bekommen wir die Situation in den Griff. Ohne, dass es die Rechten stark macht. Noch stärker, meine ich. In Österreich und der Schweiz sind sie ja schon wieder auf dem Vormarsch. Jetzt das Attentat in Köln, ehrlich, was das betrifft, kann man wirklich zum Menschenfeind werden in diesen Tagen.

Auch der Tatort hat gestern und letzte Woche das Einwanderungsthema gehabt. Klar, da schreibt man den Schauspielern, die den Ausländerfeind „spielen“, auch kernige Sätze ins Drehbuch, um die Figuren und den Plot zu entwickeln. Aber momentan hört man diese Sätze so oft „in echt“, von normalen Bürgern, dass dann selbst so ein Krimi irgendwie affirmativ wirkt und man sich lieber ein (herkunftsunabhängiges) Eifersuchtsdrama gewünscht hätte. Das kriegen doch die wenigsten auseinander gehalten. Und wenn dann sogar die Polizei-Gewerkschaft Grenzzäune fordert, ist das natürlich Wasser auf die Mühlen des Fremdenhasses.

Ich habe gelesen, bei der Buchmesse mussten Journalisten, die zur Pressekonferenz von Salman Rushdie wollten, zuvor ihrerseits einer polizeilichen Zuverlässigkeitsüberprüfung zustimmen. Vielleicht muss man sich, um die Errungenschaften unserer Demokratie zu schützen, etwas Ähnliches demnächst für wahlberechtigte Bürger ausdenken.

Zum Schluss noch was Nettes. Die BILD wies heute darauf hin, dass der Schauspieler Werner Wölbern nicht nur gestern Abend, sondern auch schon letzten Sonntag im Tatort mit Wotan Wilke Möhring mitgespielt hat, und zwar – doppelte Doppelung – auch in der Rolle eines Ausländerfeindes. Es gibt aber noch eine dritte Doppelung, die nicht in der BILD stand. Meine Freundin und ich fanden gestern nämlich beide, der Vater des getöteten Kindes spräche wie Wotan Wilke Möhring. Kein Wunder, schließlich wurde er von Sönke Möhring gespielt, Wotans jüngerem Bruder. Fand ich interessant. Oder?

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