EC

Rückweg. Bisschen platt. Die Studentengruppe war diesmal außergewöhnlich groß. Interessant: Je größer die Gruppe, desto autoritärer werde ich. Also, ich glaube, die Studenten hatten auch Spaß, aber ich merke, wie ich, je älter ich werde, und das ist ja auch das, was meine Kinder spüren, umso weniger Lust habe, gegen so eine unkonzentrierte Geräuschkulisse anzusprechen. Da ist er wieder, der Feldherr, der Mitstreiter sucht – und sie nicht findet. Oder nur teilweise. Was ich dieses Jahr schon krass fand, war, dass die Handy-Nutzung noch automatischer und zwanghafter und selbstverständlicher geworden ist. Hab am ersten Tag genau zwei Versuche unternommen, dass sie die Dinger wegpacken sollen – dann hab ich es aufgegeben. Hatte mich jedoch ganz gut im Griff. War ja auch nett. Und durchaus produktiv.

Durchatmer. Im Hotel. Die morgendliche halbe Ruhestunde beim Frühstück. Wie Urlaub. Auch die Gänge von A nach B durch die Stadt. Denke jetzt ja auch nicht mehr, dass irgendjemand von der UNI meine Arbeit überprüft. Oder mit der Stoppuhr daneben sitzt. Und selbst, wenn? Dass, was ich da in 3 Tagen abreiße, ist für die jungen Menschen unbezahlbar. Ehrlich. War auch wieder effektiv, hatte heute z.B. auf dem letzten Drücker die gute Idee, dass jede Gruppe schonmal ihren Off-Text ins I-Phone liest, um Zeit zu sparen, und es haute genau hin. Um 18:10 war der Film exportiert, um 18:20 haben wir geguckt und um 18:30 sind wir zum Bahnhof. Just in time …

Styl EC
Styl EC

Woher ich weiß, dass ich erwachsen geworden bin? Weil ich nicht mehr nervös werde, wenn der Zeiger schneller tickt. Oder wenn Mittzwanziger ungeduldig werden. Weil ich die Deadline einhalte. Und alle zufrieden sind. Und weil ich mich mich nicht mehr auf den erstbesten Sitz im Zug setze, sondern im angehauchten EC wie im Orientexpress in den Speisewagen, warmes Essen und Getränke bestelle und mich mit dem Kellner bespreche wie einer, der schon mal zuvor im Restaurant war. Ja, weil ich in dieser Sekunde im abrupt bremsenden Zug mein polnisches Bier vor dem Umfallen bewahre, während sich die grauhaarige Kuh schräg gegenüber meckernd ihr schales, lustloses Wasser vom Knie wischt.

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